LPV BLS
BLS-Lokpersonal: Arbeitsbedingungen müssen rasch bessern
Die Mitgliederversammlung vom 10. Oktober in Thun erteilte dem LPV BLS den Auftrag, zuhanden der Leitung Bahnproduktion einen Forderungskatalog auszuarbeiten. Und sie erwartet von der Leitung Bahnproduktion, dass sie bis Ende Januar einen Massnahmenplan vorlegt, wie sie den Forderungen nachkommen und die ernste Personalsituation verbessern kann.
An der Mitgliederversammlung LPV BLS vom 10. Oktober in Thun nahmen rund 50 Kolleginnen und Kollegen teil. Haupttraktandum war die Information und Diskussion über das Gespräch vom 24. September von LPV-Vertretern mit der Leitung Bahnproduktion zum offenen Brief an Verwaltungsrat und Geschäftsleitung BLS vom Mai. Der Brief war von 475 Lokführer/innen – das heisst rund vier Fünfteln des Lokpersonals – unterzeichnet worden und enthielt folgende zwei Hauptforderungen:
- Verzicht auf eine Verminderung der Linienwechsel je Dienst. Die Dienste sollen abwechslungsreich bleiben. Monotonie und damit einhergehende Sicherheitsrisiken müssen minimiert werden.
- Weiterhin Arbeitsunterbrechungen statt langer Pausen (Pausen möglichst nur während den Hauptmahlzeiten). Denn die Nachteile unregelmässiger Arbeitszeiten werden mit den Vorteilen von Arbeitsunterbrechungen und den daraus resultierenden kürzeren Diensten ausgeglichen. Die Schichten sollen kompakt und damit familienfreundlicher sein. Dabei ist ein Minimum von 60 bis 70% Arbeitsunterbrechungen erstrebenswert. Dies gibt auch dem Unternehmen mehr Flexibilität bei kurzfristigen Änderungen.
Diese zwei Stossrichtungen wurden von den Versammlungsteilnehmenden in der Diskussion grundsätzlich unterstützt. Angesprochen wurden weitere Probleme wie z.B.:
- Die Personalknappheit ist eine grosse Belastung. Wenn Rasttage nicht bezogen werden können, geht das auf die Dauer an die Substanz und gefährdet die Gesundheit der Betroffenen.
- Lange Pausen sind neben den regulären Essenszeiten unattraktiv.
- Etliche Wende- und Wegzeiten sind zu kurz geplant und führen zu unnötigem Stress.
- Spätestens nach 2,5 Stunden Lenkzeit muss ein stressloser Toilettengang auf eine saubere Toilette möglich sein.
Generell sollten die Touren so gestaltet sein, dass man sie gerne fährt, fasste ein Kollege zusammen.
Lösungsvorschläge sollenbis Ende Januar vorliegen
Die Versammlung erteilte dem Vorstand LPV BLS bzw. den Initianten des offenen Briefs das Mandat, zuhanden der Leitung Bahnproduktion einen Forderungskatalog auszuarbeiten. Dieser wird an einem noch zu terminierenden Folgegespräch vor- gelegt. Ziel ist, dass die Leitung Bahnproduktion dem LPV BLS bis Ende Januar 2020 Massnahmen zur Erfüllung der Forderungen vorschlägt.
Prämie für Extratageals Notlösung richtig
An der Versammlung wurde auch die 100-Franken-Prämie für zusätzliche Arbeitstage thematisiert. Grundsätzlich herrschte Einigkeit darüber, dass die BLS eine Entschädigung bezahlen soll, wenn man auf einen geplanten Rasttag verzichtet oder sonst zusätzlich arbeiten muss. Allerdings fanden mehrere Kollegen, dass die vom Unternehmen einseitig beschlossenen 100 Franken eine zu geringe Entschädigung sind für die sozialen und gesundheitlichen Nachteile, die man mit dem Opfern von Rasttagen in Kauf nimmt, vor allem auf die Dauer. «Wenn sich einer so übernimmt, dankt es ihm niemand», warnte ein Kollege. «Wir verkaufen uns zu billig!» Mehrere Teilnehmende betonten, dass man frei sein müsse zu entscheiden, was einem Freizeit und Gesundheit wert sind und was man persönlich erträgt – sprich: Es darf keine Repressalien geben gegen Mitarbeitende, die das Leisten von Extratagen ablehnen.
«Vor allem aber muss der Unterbestand möglichst rasch wieder ausgeglichen werden, damit wieder normal gearbeitet werden kann», wurde gefordert. Sogar wenn nun hoffentlich endlich mit voller Kraft Lokpersonal rekrutiert wird, nachdem dies offenbar über Jahre «verschlafen» wurde, ist allen klar, dass dies Zeit braucht. «Damit Leute zur BLS kommen, braucht es attraktive Arbeitsbedingungen und Respekt vor unserer Arbeit», wurde unterstrichen.
Lage ist ernst
Die Stimmung an der Versammlung war aufgeladen. Mehrere Teilnehmende erklärten, dass es «längst zwölf Uhr geschlagen» habe und ihre Geduld am Ende sei. Viele haben genug davon, immer auf die gleichen Missstände hinzuweisen, ohne dass sich etwas bessert. So fühle man sich letztlich nicht ernst genommen und verschaukelt. Dabei sei es das Personal, das den Betrieb mit dem Verzicht auf Rasttage und sonstiger Aufopferung am Laufen hält. «Der Betrieb bräche zusammen, wenn nur Dienst nach Vorschrift geleistet würde», wurde mehrmals gesagt. Es kamen sogar Fälle zur Sprache, die im Bereich der Verletzung des Arbeitszeitgesetzes liegen. «Die Leitung muss den Ernst der Lage endlich begreifen. Vielleicht begreift sie ihn erst, wenn es zu Verspätungen und Zugsausfällen kommt auf Kosten der Kundschaft – was wir nicht wollen. Aber vielleicht braucht es Druck von aussen… Wenn sie es nicht endlich begreifen, dann nehmen wir uns aus der Pflicht raus!»
LPV BLS/Markus Fischer