Zugbereitstellung verletzt mit «Steuerboards» die Datenschutzbestimmungen
Namen gehören nicht aufs Board
Seit Mitte März müssen die Mitarbeitenden aller Werkstätten der Zugbereitstellung (P-OP-ZBS) täglich ihre produktiven und unproduktiven Arbeitsstunden auf Whiteboards eintragen, mitsamt ihrem Namen. Für die Personalkommission war sofort klar: Auf halböffentlichen Whiteboards haben Namen nichts zu suchen. Das bestätigte die Datenschutzbeauftragte SBB.
Geboren wurde die Idee in der Serviceanlage Zürich-Herdern. Sie führte schon Anfang Jahr ein «Steuerbord» für die tägliche Dokumentation produktiver und unproduktiver Arbeitsstunden ein. Darauf müssen die Mitarbeitenden ihre unproduktive Zeit auch kurz begründen. Der Schichtleiter fotografiert die Einträge jeden Tag und speichert die Fotos elektronisch ab.
«Unproduktive Stunden entstehen etwa dann, wenn ein Zug Verspätung hat, was die geplanten Unterhaltsarbeiten aufschiebt», erklärt SEV-Gewerkschaftssekretär Christoph Geissbühler. «Statt einfach zu warten, wischen die Mitarbeitenden dann etwa die Grube oder räumen die Werkhalle auf. Eine Betriebsstörung kann den Arbeitsplan einer Serviceanlage ganz schön durcheinanderbringen, doch das gehört einfach auch zum Risiko dieses Geschäfts.»
Da in Zürich-Herdern – wie andernorts – das Board an einem halböffentlichen Ort angebracht ist, wo es auch für Mitarbeitende anderer Bereiche wie Lokführer und externe Mitarbeitende einsehbar ist, gaben manche Kollegen ihren Namen nur ungern an und wollten wissen, ob dies datenschutzrechtlich nicht bedenklich sei.
SBB-Datenschutzbeauftragte gibt der Peko Recht
Das fragte die Peko Personenverkehr die Datenschutzbeauftragte der SBB. Und erhielt von dieser bestätigt, dass «aus datenschutzrechtlicher Sicht der Standort des Steuerboards zu überdenken» sei. Sie schlug einen Standortwechsel und Pseudonyme statt der Namen vor. Die Peko P regte an, nur noch die Tourennummer zu verwenden. Die Antwort der ZBS-Leitung stand bei Redaktionsschluss von kontakt.sev Nr. 6/2018 noch aus.
«Es ist schade, dass ZBS vor der Montage der Boards nicht kurz mit der Peko gesprochen hat, denn diese hätte von der Namensnennung abgeraten», bedauert Christoph Geissbühler.
Übung zeitlich beschränken
«Zudem macht es im Zeitalter der Digitalisierung wenig Sinn, dem Personal während Wochen täglich manuelle Einträge auf einem Board zuzumuten», findet Christoph Geissbühler. «Gerade bei ZBS, wo alle Mitarbeitenden seit Mitte 2017 mit ihrem persönlichen Tablet ihre Arbeitsstunden im SAP erfassen, wie auch ihre Arbeitsaufträge. Falls es der Leitung darum geht, die elektronische Erfassung zu kontrollieren, da diese womöglich nicht einwandfrei funktioniert, sollten zwei Wochen manuelle Erfassung und später noch ein paar Tage genügen.»
Markus Fischer