Versammlung des Personals von SBB Cargo International
Das sagen die Lokführer
Der Druck auf die Mitarbeitenden von SBB Cargo International ist hoch. Entsprechend angeheizt war die Stimmung letzten Sonntag an ihrer Versammlung in Bellinzona. Man verlangt von ihnen weitere Opfer, und was erhalten sie im Gegenzug? Sie wollen Klarheit über die Einhaltung des Leistungsaustauschs im grenzüberschreitenden Verkehr und zur Zukunft der Pensionskasse. Und bei dieser fordern sie eine Kompensation der Stabilisierungsmassnahmen wie für das Personal von SBB und SBB Cargo.
«Dass heute Abend mehr als 30 Personen hierher gekommen sind, ist sehr wichtig», hält ein erfreuter SEV-Gewerkschaftssekretär Angelo Stroppini einleitend fest. «Das stärkt uns bei den Verhandlungen mit dem Unternehmen den Rücken. Es geht um heisse Themen: um die Massnahmen wegen dem Euro-Franken-Kurs, um das Abkommen über den 50:50-Leistungsaustausch im grenzüberschreitenden Verkehr und um die Pensionskasse.»
Danach fasst Gewerkschaftssekretär Martin Allemann, der im SEV für das Dossier SBB Cargo International und deren Pensionskasse zuständig ist, die Lage zusammen. Ausführlich erläutert er die vor einem Jahr wegen der Frankenstärke vereinbarte Arbeitszeitregelung. «Ich empfehle euch, sorgfältig zu notieren, wann ihr arbeitet, wann ihr freinehmt und wann euch die Unternehmung sagt, dass ihr zu Hause bleiben sollt. Tut dies zu eurer eigenen Sicherheit, denn es ist die beste Methode, um zu kontrollieren, ob die Abmachungen wirklich eingehalten werden», betont er.
Das löst im Saal Proteste aus. Zahlreiche Lokführer regen an, diese Kontrolle zu vereinfachen, indem im System ein spezifischer Code eingefügt wird. «Wir sind schon mit Arbeit zugedeckt und sollen nun auch noch solchen Bürokram machen», ärgern sie sich. «Man findet immer eine Entschuldigung, uns immer mehr zuzumuten!», platzt es aus einem Kollegen heraus. «Zuerst wegen dem Euro, dann wegen dem Defizit und nun wegen dem verschärften Wettbewerb. Und was bekommen wir dafür als Gegenleistung?»
Danach dreht sich die Diskussion um die Liberalisierung: «Diese haben nicht die Gewerkschaften gewollt, sondern die politischen Verantwortlichen», stellen die Gewerkschaftssekretäre Pietro Gianolli und Angelo Stroppini klar. «Der SEV hat die Liberalisierung wegen ihrer Folgen stets bekämpft.» Weiter erinnern sie daran, dass der SEV Crossrail wegen der Dumpinglöhne, die sie ihren italienischen Lokführern in ihrem neuen Depot in Brig bezahlen will, beim Bundesverwaltungsgericht eingeklagt hat, wie auch das Bundesamt für Verkehr, das dieses Dumping zulassen wollte. Und das Gericht hat dem SEV nun recht gegeben. «Wir nutzen alle uns zur Verfügung stehenden Mittel, um die Arbeitsbedingungen der Lokführer zu verteidigen», erklärt Angelo Stroppini. «Zur heutigen harten Realität haben nicht gewerkschaftliche, sondern politische Entscheide geführt.»
Thomas Giedemann, Peko-Vertreter und Vizepräsident des LPV Ticino, ergänzt: «Wir müssen nicht nur kämpfen, um Abkommen oder GAV auszuhandeln, sondern auch, um deren Anwendung zu überwachen.» Es gilt also, stets wachsam zu sein.
Aufträge an den SEV
Zum Schluss der teilweise hitzigen Debatte erteilt die Versammlung dem SEV ein klares Mandat: rigoros kontrollieren, ob das Abkommen über den Leistungsaustausch im grenzüberschreitenden Verkehr eingehalten wird (was nach Einschätzung des SEV nicht der Fall ist); Bilanz ziehen zu den Massnahmen wegen dem Euro-Franken-Kurs; bei der Pensionskasse die Stabilisierungsmassnahmen analog wie bei SBB und SBB Cargo kompensieren und die geplanten Veränderungen bei der Kasse aufmerksam prüfen im Wissen darum, dass das Unternehmen nicht ohne die Zustimmung des Personals zu einer anderen Vorsorgeeinrichtung wechseln kann. «Das würde gerade noch fehlen, dass wir nach vielen Jahren harter Arbeit Renteneinbussen hinnehmen müssen», warnt ein Lokführer lautstark. Der Ton ist kämpferisch. Die Cargo-Lokführer lassen sich nicht gern an der Nase herumführen. Als Milizvertreter in der Verhandlungsdelegation wählen sie Thomas Giede- mann.frg/Fi