GAV-Verhandlungen bei den Lausanner Verkehrsbetrieben
Neuer Vertrag kommt bei SEV-GAV-Konferenz schlecht an
Wird die SEV-Basis den neuen GAV für die Lausanner Verkehrsbetriebe TL und die LEB-Bahn in der Urabstimmung annehmen? Wohl kaum, denn an der GAV-Konferenz vom 7. Dezember fand das Verhandlungsresultat keine Gnade.
Die GAV-Verhandlungen endeten am 26. November abrupt, als die Direktion die Gespräche für beendet erklärte. Ihr letzter Vorschlag zum Lohnsystem datiert vom Juli. «Seither hat uns die Direktion ein wenig an der Nase herumgeführt», sagte Gewerkschaftssekretär Christian Fankhauser an der GAV-Konferenz mit 70 Teilnehmenden im Espace Dickens in Lausanne. «Für uns ist das Verhandlungsresultat schlecht.»
Unbefriedigendes Lohnsystem
Es ist vor allem das neue Lohnsystem, das die Vorstände der SEV-Sektionen TL und LEB, die mit der TL-Direktion seit 20 Monaten über den neuen GAV verhandeln, erzürnt. Nun ist es an den SEV-Mitgliedern, bis zum 17. Dezember zum Verhandlungsresultat Stellung zu nehmen. Falls der neue GAV in der Urabstimmung durchfällt, bleibt bei den TL der bisherige Vertrag in Kraft.
LEB vor vertragslosem Zustand?
Bei der seit Ende 2013 von den TL betriebenen Bahn Lausanne–Echallens–Bercher dagegen läuft der bisherige, separate GAV am 31. Dezember aus. Somit würde bei ihr ein Nein zu einem vertragslosen Zustand führen. Dieser brächte ihren Mitarbeitenden Einkommensverluste, weil ihre Zulagen für Krankenversicherung, Wohnen und unregelmässigen Dienst wegfallen würden, während sie mit dem neuen GAV in den Lohn eingebaut würden. Wird das LEB-Personal deshalb Ja stimmen? Nicht unbedingt.
«Politisch können die TL den GAV für die LEB nicht begraben, ohne für deren Personal eine ernsthafte Alternative zu präsentieren», unterstrich Christian Fankhauser. Denn die Übernahme des LEB-Betriebs durch die TL ist im Kanton Waadt nicht überall auf Zustimmung gestossen. Nur wenige Monate vor den Gemeindewahlen dürfen die TL ihren Gegnern nicht Munition liefern, die gegen sie verwendet werden kann. Diesen Kontext müssen die TL ebenfalls berücksichtigen.
Beim Lohnaufstieg bleiben 7 von 10 Mitarbeitenden aussen vor
Zurück zum Lohnsystem: Beim geplanten erfahrungsbedingten Aufstieg würden jedes Jahr sieben von zehn Mitarbeitenden unberücksichtigt bleiben. «Und für die Chauffeure würde der jährliche Aufstieg fast halbiert», ärgerte sich ein Kollege. «Wie ist das möglich?»
Das Unterhaltspersonal wird in die Lohnklasse 3 eingereiht, obwohl es über ein Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis verfügt. Und der Basislohn wird zwar klar erhöht, doch soll diese Anpassung nicht in einem Schritt erfolgen, wie anfänglich angekündigt. Zudem werden die Mittel für die Lohnaufstiege nur für drei Jahre gesprochen. Was danach kommen wird, steht in den Sternen.
Ein Vorstandsmitglied der Sektion TL rief in Erinnerung, dass ein Zürcher Unternehmen «vor ein paar Jahren ein ähnliches System eingeführt hat, das inzwischen mangels Geld dazu geführt hat, dass das Personal in die Röhre guckt.»
Zwar enthält der neue Vertrag auch positive Elemente wie die 40-Stunden-Woche für alle, bessere Bedingungen für die Weiterbildung, fünf Wochen Ferien für alle bzw. sechs Wochen ab Alter 50 sowie einen zusätzlichen Ferientag ab Alter 51 für das nichtfahrende Personal, das ab 55 Jahren sieben Wochen Ferien hat. «Das ist zwar eher positiv zu werten, doch unser Mandat ist nicht erfüllt, weil wir alle gleich behandeln wollen», präzisierte Christian Fankhauser. Ein Chauffeur zeigte für die Benachteiligung der Fahrenden wenig Verständnis: «Obwohl wir ein Verkehrsbetrieb sind, ziehen die Chauffeure ständig den kürzeren!»
Ein anderer Kollege fragte sich, ob die Direktion die Verhandlungen absichtlich scheitern lassen wollte, um das Personal auseinanderzudividieren. «Ihr einen Blankoscheck zu geben kommt nicht infrage!»
Heftig kritisiert wurde auch die Art und Weise, wie die Direktion während dem ganzen Verhandlungsprozess kommuniziert hat. Zum Beispiel fehlen in ihrem Schreiben an alle Mitarbeitenden gewisse negative Punkte wie der Wegfall der internationalen Fahrvergünstigungen für das LEB-Personal. Was das Vertrauen in sie nicht eben fördert…
Am Ende der Versammlung wollte den Vertrag niemand unterstützen, und ein Pensionierter meinte treffend: «Nachdem ihr 20 Monate lang gekämpft habt, ist jetzt nicht der Moment zum Aufgeben.»
Ob die SEV-Basis das Verhandlungsergebnis ablehnt oder annimmt, wird die Stimmenauszählung am 18. Dezember zeigen..
Vivian Bologna / Fi