Verwaltungsrat SBB: Jürg Hurni
Ein Eisenbahner mit grosser Erfahrung
Der SEV gratuliert Jürg Hurni zur Wahl in den Verwaltungsrat der SBB. Der Bundesrat hat heute bekannt gegeben, dass er die Wahl von Jürg Hurni in den Verwaltungsrat der SBB gutheisst. Jürg Hurni wird im Mai von der SBB-Generalversammlung gewählt und tritt die Nachfolge von Fabio Pedrina an. Jürg Hurni hat über vier Jahrzehnte für die Bahn gearbeitet. Als langjähriger Kundenbegleiter der SBB und ehemaliger Gewerkschaftssekretär des SEV kennt er das Unternehmen bestens.

Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) hat mit Unterstützung des VSLF (Verband Schweizer Lokomotivführer und Anwärter) und transfair Jürg Hurni als Nachfolger von Fabio Pedrina nominiert, der bis am 1. Mai als Vertreter des Personals im Verwaltungsrat sitzen wird. Der Bundesrat hat den Vorschlag am 14. März 2025 zuhanden der SBB-Generalversammlung gutgeheissen. Die Gewerkschaften und Personalverbände stellen zwei Vertretungen im Verwaltungsrat.
Jürg Hurni (63) hat 30 Jahre bei der SBB gearbeitet, worunter viele Jahre als Kundenbegleiter. Er war aktiv in der Personalkommission und wurde später zum Präsidenten des Zugpersonalverbands (ZPV), einem Unterverband des SEV. Die letzten 16 Jahre war er als Gewerkschaftssekretär im SEV tätig. Dort hat er das Personal der Division Personenverkehr der SBB betreut und war verantwortlich für die Personalvertretung im Bahnunternehmen. Er war massgeblich an den Verhandlungen der Gesamtarbeitsverträge der Sozialpartner SBB, SEV und den Personalverbänden beteiligt. Ausserdem vertrat er das Bahnpersonal in internationalen Gremien.
«Die SBB steht vor grossen Herausforderungen. Viele langjährige Mitarbeitende gehen in Pension und es besteht weiterhin ein Fachkräftemangel. Die Finanzierung der SBB, aber auch die Digitalisierung werden Auswirkungen auf die Personalsituation haben. Deshalb ist es wichtig, dass ich die Stimme des Personals im Verwaltungsrat der SBB wahrnehmen darf», sagt Jürg Hurni.
Eine Stimme fürs SBB-Personal - Interview mit Jürg Hurni
Jürg Hurni, du warst bis Ende 2024 Gewerkschaftssekretär im SEV, bevor du in Pension gegangen bist. Ist es kein Widerspruch als Gewerkschafter im Verwaltungsrat der SBB zu sitzen?
Nein, gemäss den Statuten der SBB haben die Gewerkschaften das Recht, zwei Vertreter des Personals im Verwaltungsrat des Unternehmens zu stellen, und dieses Recht nehmen wir wahr. In meinem Rucksack habe ich 30 Jahre Erfahrung als Eisenbahner bei der SBB, worunter auch viele Jahre in der Personalkommission. Dann war ich 16 Jahre lang beim SEV als Gewerkschaftssekretär, zuständig für den SBB-Personenverkehr. Ich bin also eine glaubwürdige Stimme des Personals im Verwaltungsrat und werde dafür besorgt sein, dass die Sicht des Personals bei Entscheidungen berücksichtigt wird.
Du bist fast ein halbes Jahrhundert im Eisenbahnsektor tätig gewesen und gingst kürzlich in Pension. Was motiviert dich, jetzt noch ein solches Amt in Angriff zu nehmen, statt dich gemütlich zurückzulehnen?
Ich möchte die Erfahrung, die ich im Eisenbahnsektor und als Personalvertreter gemacht habe, weiterhin einbringen. Ich war viele Jahre an der Front, unter anderem als Kundenbegleiter, aber auch in anderen Bereichen. Ich kenne, die Probleme, die meine Kolleginnen und Kollegen an der Front beschäftigen. Beim SEV habe ich dann die grösste Division der SBB, den Personenverkehr, betreut. Diese Arbeit habe ich verinnerlicht und kann sie gut im Verwaltungsrat der SBB einbringen.
Die SBB hat am 6. März die Zahlen des Jahres 2024 veröffentlicht. Beim Personenverkehr läuft es sehr gut, bei SBB Cargo sieht es, vor allem im Einzelwagenladungsverkehr, sehr schwierig aus. Wo denkst du, liegen die Herausforderungen für dich, wenn du in Zukunft die Anliegen des Personals im Verwaltungsrat vertreten musst?
Die Herausforderungen sind tatsächlich sehr gross. Die Finanzierung der SBB, ja, des gesamten öffentlichen Verkehrs wird uns im Verwaltungsrat sicher stark beschäftigen. Hier müssen wir dafür sorgen, dass es gute Lösungen geben wird, die den Service public sichern werden. Auch Demografie ist für mich ein wichtiges Stichwort. Wir werden in den nächsten Jahren viele Abgänge haben und somit viel Wissensverlust, weil viele langjährige Eisenbahnerinnen und Eisenbahner in Pension gehen. Generell bleibt der Fachkräftemangel ein Problem. Die Herausforderung für die SBB ist, dass sie auch in Zukunft genügend und gut ausgebildetes Personal rekrutieren kann.
Was für eine SBB wünschst du dir? Hast du eine Vision für eine bessere SBB?
Die SBB ist der grösste Player im öffentlichen Verkehr, ein zentraler Anbieter des Service public. Diesen Stellenwert soll die SBB sicher behalten. Sie ist bereits gut, weil sie einen Gesamtarbeitsvertrag hat, den sie mit den Gewerkschaften ausgehandelt hat. Die Arbeitsbedingungen sind ein zentraler Punkt, der stimmen muss, damit die SBB die Herausforderungen der Zukunft meistern kann. Damit diese Arbeitsbedingungen gut bleiben und gut genug sind, um gutes Personal für die Zukunft zu gewinnen, braucht es weiterhin genügend Finanzen. Das gilt für die SBB im Allgemeinen, aber auch für einzelne Bereiche, zum Beispiel für den Gütertransport mit SBB Cargo und die Infrastruktur.
Es gibt viele Herausforderungen für die SBB. Neben der Personalfrage und Finanzierung wird uns sicher weiterhin die Digitalisierung beschäftigen. Auch das hat einen Einfluss aufs Personal. Musst du auch Entscheide des Verwaltungsrats mittragen, die nicht im Interesse des Personals sind?
Der Verwaltungsrat besteht aus 9 Personen. Wir sind zwei Personen, die im SBB-Verwaltungsrat das Personal vertreten. Neben mir ist das auch noch Edith Graf-Litscher. Wir werden uns gemeinsam für die Anliegen des Personals einsetzen und schauen, dass die Interessen des Personals im Verwaltungsrat berücksichtigt werden. Die Entscheide werden vom Gesamtverwaltungsrat getroffen.
Du bist Eisenbahner und wirst deine Expertise für den Eisenbahnsektor in den Verwaltungsrat einbringen können. Nicht alle Verwaltungsratsmitglieder kommen aus dem Bahngeschäft. Ist das ein Problem?
Nein. Die verschiedenen Kompetenzen, die in einem Verwaltungsrat vorhanden sind, machen ja gerade die Stärke eines Verwaltungsrates aus. Einige haben Finanz- oder juristische Kompetenzen. Edith und ich bringen die Kompetenz ein, die Bedürfnisse des Personals sehr gut zu kennen. Es werden also verschiedene Kompetenzen aufeinandertreffen. Am Schluss müssen wir als Team funktionieren und alle diese Kompetenzen zusammenbringen, um für eine zukunftsträchtige SBB zu sorgen.
Verwaltungsrat SBB
Der SBB-Verwaltungsrat besteht aus neun Mitgliedern. Monika Ribar ist Verwaltungsratspräsidentin. Sie wird 2026 abtreten. Ihr designierter Nachfolger ist André Wyss, der auch im Mai 2025 ins Amt gewählt und in einem Jahr das Präsidium übernehmen wird.
Michael Spahr