Gesundheit Buspersonal
«So lange man gesund ist»
Die Gewerkschaft des Verkehrspersonal SEV hat die letzte Umfrage zur Gesundheit von Busfahrerinnen und Busfahrern als Broschüre mit einem gewerkschaftlichen Kommentar herausgebracht. Die Broschüre über die wissenschaftliche Studie, die zuletzt 2022 durchgeführt wurde, malt ein düsteres Bild. Sie zeigt, die Arbeitsbedingungen des Buspersonals in der Schweiz müssen dringend verbessert werden.
Seit Monaten melden öffentliche Verkehrsunternehmungen in der ganzen Schweiz, dass sie den Fahrplan ausdünnen müssen, weil sie zu wenig Personal haben. Ein wichtiger Grund, warum es in der Schweiz zu wenig Buspersonal hat, sind die schlechten Arbeitsbedingungen. Der SEV warnt schon seit Jahren, dass die Verkehrsunternehmungen mehr Sorge tragen müssen für ihre Fahrerinnen und Fahrer. Die Umfrage zur Gesundheit des Buspersonals, die in der neuen Broschüre «So lange man gesund ist» veröffentlicht wird, zeigt: die Situation ist schockierend.
Alarmierende Zahlen
2010, 2018 und 2022 wurden Umfragen beim Buspersonal durchgeführt. Die jüngste Umfrage, die neu als Broschüre vorliegt, zeigt, innerhalb von zwölf Jahren hat sich die Situation dramatisch verschlechtert. Nur gerade knapp 4% der Befragten fühlen sich völlig gesund. Gemäss Umfrage leidet mehr als die Hälfte der Fahrerinnen und Fahrer an Muskelschmerzen im Schulter- oder Nackenbereich (56,7%) oder an übermässiger Erschöpfung (51,4%). 50% leiden an Rückenschmerzen, 46,2% an Schlafstörungen, 43,1% unter Stress, 34,5% unter Reizbarkeit und 31,8% unter Kopfschmerzen. Unisanté, das Universitätszentrum für Allgemeine Innere Medizin und Öffentliche Gesundheit in Lausanne, meint: «Angesichts des hohen Prozentsatzes einiger recht spezifischer Gesundheitsprobleme kann man davon ausgehen, dass diese Probleme mit dem Arbeitsumfeld zusammenhängen.» Die Tatsache, dass das Buspersonal über lange Zeit sitzt und ständig sich wiederholende Bewegungen ausführen muss, führt zu Unwohlsein, Krankheiten und Schmerzen, besonders in Rücken, Nacken, Schultern und in den oberen wie auch in den unteren Gliedmassen. Zudem sind sie verschiedenen organisatorischen Risiken ausgesetzt, zum Beispiel langen und unregelmässigen Arbeitszeiten, Arbeit während der Hauptverkehrszeiten, an Wochenenden und in der Nacht, Überstunden und unterbrochenen Schichten. Hinzu kommt zusätzlicher Stress auf der Strasse, verursacht durch aggressives Verhalten von anderen Strassenteilnehmenden sowie von Kundinnen und Kunden. Kein Wunder werden immer mehr Fahrerinnen und Fahrer krankgeschrieben oder verlassen die Betriebe.
Arbeitsbedingungen verbessern
Kein Wunder fehlt es an Personal und ist es schwierig neue Fahrerinnen und Fahrer zu finden. Für den SEV ist klar, dass die Transportunternehmen jetzt handeln müssen. Die Arbeitsbedingungen müssen dringend verbessert werden, sonst könnte der Mangel an Fahrpersonal wegen Krankheitsausfällen, Kündigungen und der mangelnden Attraktivität des Berufs für den Nachwuchs chronisch werden. Nachwuchs braucht es dringend, weil die Generation der Babyboomer in Pension geht und ersetzt werden muss. Zu den Verbesserungen gehören die Verringerung der Dienstschichten auf maximal zehn Stunden (d. h. die gesamte Zeit, die jemand dem Unternehmen zur Verfügung stehen muss, inklusive Pausen). Fahrzeiten sollten vier Stunden nicht überschreiten und es braucht genug Pausen, um sich die Beine zu vertreten. Zudem müssen die Unternehmungen dem Personal dringend eine ausreichende Anzahl an Toiletten zur Verfügung stellen.
Der SEV vertritt das Buspersonal in der Westschweiz, im Tessin und in vielen Regionen in der Deutschschweiz. Das Personal der Postauto AG wird von der Gewerkschaft syndicom vertreten, das Personal der grossen städtischen Verkehrsbetriebe in der Deutschschweiz vom VPOD. Die Umfrage zur Gesundheit des Buspersonals wurde gemeinsam von SEV, syndicom, VPOD und der Unisanté in Lausanne durchgeführt. 2024 ist eine neue Umfrage geplant.