Der SEV an der Klimademo
Der SEV beteiligt sich an der Kundgebung der Klima-Allianz am 30. September (13.45 Uhr Treffpunkt Bahnhof Bern). Gemeinsam mit rund 140 Organisationen kämpft der SEV für Massnahmen gegen den Klimawandel. Dabei muss sichergestellt werden, dass diese Massnahmen sozial abgefedert sind («Just Transition»).
Rede von SEV-Präsident Matthias Hartwich an der Medienkonferenz am 19.9.2023 zur Klima-Demo
Es geht nicht um Klimaschutz – es geht um den Schutz der Menschen; denn Klima wird es auch geben, wenn die Menschheit an den Folgen des Klimawandels scheitert. Die Frage ist eben, ob wir klimatische Bedingungen erhalten können, die es Menschen ermöglichen, auf dieser Erde zu leben.
Ich bin stolz, dass ich als Repräsentant der grössten und stärksten Schweizer Gewerkschaft des Verkehrssektors vor Ihnen stehen darf. Die Menschen, die der SEV, die Gewerkschaft des Verkehrspersonals, repräsentiert, sind diejenigen, die die dringend erforderliche Klimawende im Verkehrssektor bewerkstelligen: Das ist die Wende zu einem effizienten, klimaneutralen und CO2-armen Verkehr. Der öffentliche Verkehr (Bus, Schiene, Schiff) bietet die nachhaltigste Mobilität für Menschen und Güter und ist unser Beitrag zu einer energieeffizienten und klimaneutralen Gesellschaft und Wirtschaft.
Fast 40% der CO2-Emmissionen in der Schweiz kommen aus dem Verkehrssektor. Will die Schweiz bis zum Jahr 2050 klimaneutral oder gar klimapositiv werden, braucht es auch in diesem Bereich eine Kraftanstrengung. Und hier kommen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des öffentlichen Verkehrs und der Gewerkschaft SEV ins Spiel: Der öffentliche Verkehr spielt eine Schlüsselrolle bei der Verbesserung der Klimabilanz des Sektors und muss dringend entsprechend gefördert werden. Hier müssen wir Arbeitsplätze schaffen, und zwar zu attraktiven Bedingungen, damit wir die bestqualifizierten Männer und Frauen für diesen wichtigen Sektor begeistern können: Damit die nötigen Personalressourcen vorhanden sind, müssen die Arbeitsbedingungen stimmen; das sind Löhne, Arbeitszeiten, Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Doch der Bund hilft uns – und damit dem Klima – derzeit leider nicht. Einerseits verabschiedet das Parlament zwar das Klimaschutzgesetz, aber gleichzeitig kündigt Finanzministerin Karin Keller-Sutter an, beim regionalen Personenverkehr 7,8% im Jahr 2024 und ab dann fortlaufend 2% jährlich einsparen zu wollen, sprich: zu kürzen. Das ist kontraproduktiv, denn die Folgen sind absehbar: Das öV-Angebot wird reduziert, die Preise erhöht, die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten geraten unter Druck. Selbst die Umstellung auf Elektrobusse wird so ausgebremst. Das Verkehrspersonal, das schon heute an seine Grenzen – und darüber hinaus - kommt, muss den Schlamassel ausbaden. Dagegen protestieren wir. Das ist ein Grund, warum wir am 30. September auf die Strasse gehen.
Klimaschutz braucht Investitionen in die nachhaltige Mobilität; denn je Tonnenkilometer bei den Gütern und je Personenkilometer bei den Menschen ist der öV die beste und am wenigsten klimaschädigende Mobilität; nur 3% der klimaschädigenden Abgase gehen auf das Konto von Bus und Bahn, bei Gütern und Personen zusammengenommen, obwohl 15% der Personenkilometer und 40% des Güterverkehrs hier bewältigt werden. Das gibt es nicht zum Nulltarif. Unsere Mitglieder verfügen über wertvolles Fachwissen und Erfahrung im Betrieb von Verkehrssystemen. Sie sind es, die die öffentlichen Verkehrsmittel effizient und sicher betreiben. Sie sind es, die täglich über zwei Millionen allein im RPV und vielen tausend Menschen im Freizeit- und Fernverkehr ermöglichen, umweltfreundlich unterwegs zu sein. Deshalb müssen diese Männer und Frauen in die Klimapolitik der Zukunft einbezogen werden. Unsere feste Überzeugung: der Übergang zu einer klimafreundlichen Gesellschaft und Wirtschaft muss gerecht sein, sonst funktioniert er nicht. Wir sprechen von einer «Just Transition», einem gerechten Wandel. Wer von einem verbilligten oder sogar von einem Gratisangebot des öV für die Bevölkerung spricht, muss gleichzeitig dafür Sorge tragen, dass die notwendigen finanziellen Mittel bereitstehen, damit Investitionen, Infrastruktur, Angebot und Löhne der Beschäftigten nicht leiden. Der Wandel darf nicht auf Kosten des Personals gehen. Menschen müssen Arbeitsplatzsicherheit haben. Gleichzeitig brauchen sie Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote, um in einem immer stärker digitalisierten Sektor die Herausforderungen bewältigen zu können. Auch dafür stehen wir als Gewerkschaft.
Wir bieten Lösungen an, den Klimawandel zu bremsen, die Klimakatastrophe zu verhindern. Aber diese Lösungen sind nicht gratis.
Wir treffen uns am Samstag, 30.9.2023, um 13.45 Uhr beim Treffpunkt im Bahnhof Bern mit dem Transparent «Public Transport for Future».