Kongress
Liberalisierung im Visier des SEV, ein Romand wird Vizepräsident
Der Kongress der Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV hat am Dienstag in Bern den Westschweizer Gewerkschaftssekretär Christian Fankhauser in die Geschäftsleitung gewählt. Er rückt für Vizepräsident Manuel Avallone nach. SEV-Präsident Giorgio Tuti sagte Liberalisierung und Wettbewerb im öffentlichen Verkehr den Kampf an und forderte, dass die «Vision 2030» des Bundesamts für Verkehr korrigiert wird.
Giorgio Tuti schaute voraus in die Zukunft des SEV und des öffentlichen Verkehrs, was eng zusammenhängt: «Unser Einsatz für gute Arbeits- und Lebensbedingungen ist auch ein politischer Kampf. So wehren wir uns seit über 20 Jahren gegen die Wettbewerbspolitik im öffentlichen Verkehr. In den letzten fünf Jahren haben wir andauernd die Auswirkungen der Liberalisierung auf unser qualitativ hochstehendes Verkehrssystem kritisiert. Dieses funktioniert, weil die Verkehrsunternehmen zusammenarbeiten und nicht gegeneinander. Die ‘Vision 2030’ des Bundesamts für Verkehr muss umgeschrieben werden!» Eigentliche Konkurrenz, beispielsweise im Fernverkehr, führe nur zu Verlierern, vor allem beim Personal der beteiligten Unternehmen, warnte Tuti.
Langjährige Erfahrung in der Busbranche
Als neuen Vizepräsidenten wählten die Delegierten Christian Fankhauser. Er ist 55-jährig und seit 15 Jahren Gewerkschaftssekretär beim SEV. Bisher betreute er die Mitarbeitenden der Verkehrsbetriebe der Region Lausanne (TL) und der Freiburgischen Verkehrsbetriebe (TPF). Als Koordinator der Branche Bus hat er mehrere Kampagnen auf die Beine gestellt, etwa gegen die Aggressionen im öffentlichen Verkehr und für den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Sein Credo: «Die Arbeitswelt ist in den letzten Jahrzehnten härter geworden, auch im öffentlichen Verkehr. Ich bin überzeugt, dass wir uns noch angriffiger zeigen müssen, besonders angesichts der Digitalisierung. Ich möchte unsere Organisation nach einem Grundsatz weiterentwickeln, der mir viel bedeutet: Wir vertreten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf der Basis von klaren Mandaten.»
Mit Christian Fankhauser ist die Romandie nun wieder in der Geschäftsleitung vertreten, nachdem im September 2008 Präsident Pierre-Alain Gentil nach kurzer schwerer Krankheit gestorben war.
Fankhauser folgt auf Vizepräsident Manuel Avallone. Diesem sprach Präsident Giorgio Tuti für seine grosse Arbeit – insbesondere als Leiter der Verhandlungsgemeinschaft der Gewerkschaften bei der Aushandlung der SBB-GAV 2011, 2015 und 2019 – herzlichsten Dank aus: «Manuel Avallone hat in seinen elf Jahren als Vizepräsident drei GAV SBB / SBB Cargo weiterentwickelt.» Und an ihn gerichtet schloss Tuti : «Mit deiner Arbeit und deiner Loyalität hast du dir bei uns allen grossen Respekt verschafft.»
Aktion für die Gewinnbeteiligung des SBB-Personals
Manuel Avallone stellte sein Engagement nochmals unter Beweis bei der Aktion der Kongressdelegierten für die Beteiligung des SBB-Personals am letztjährigen Rekordgewinn der SBB von 568 Millionen Franken. Bisher wollte die SBB-Spitze davon nichts wissen.
Bereits am Vortag des Kongresses hatte der SEV ebenfalls im Kursaal Bern seinen 100. Geburtstag gefeiert. Aus Anlass des Jubiläums hat der SEV einen Ausstellungsbus gestaltet, der vom 3. Juni bis zum 30. November eine Tour de Suisse absolviert. Der Bus macht am 4. und 5. Juni in Bern Halt, dann am 7. Juni in Solothurn.
Alle Haltepunkte finden sich auf der Internetseite sev-online.ch/bustour
Sämtliche Informationen zum 100-Jahr-Jubiläum des SEV sind auf einer besonderen Webseite zusammengestellt: 100.sev-online.ch