Resolution des Zugpersonals
«Auf dem Zug immer zu zweit»
Die Doppelbegleitung muss wieder eingeführt werden. Dies fordert das bei der Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV organisierte Zugpersonal in einer Resolution, die es heute Dienstag, 5. November an einer nationalen Tagung in Bellinzona verabschiedet hat. Insbesondere das Zugpersonal, das auf der Gotthardachse arbeitet, verlangt von der SBB-Führung, dass sie ihre Strategie der Zugbegleitung anpasst. Um Sicherheit, Beratung und Service von hoher Qualität bieten zu können, müssen die Mängel behoben werden, die der SEV mehrfach angeprangert hat.
2018 hat die SBB nach rund 10 Jahren Doppelbegleitung entschieden, im Fernverkehr den zweiten Zugbegleiter zu streichen. Gemäss der SBB steht die Reorganisation der Zugbegleitung im Zusammenhang mit der Digitalisierung und geänderten Kundenbedürfnissen. Diese Strategie ist absurd, kurzsichtig und in komplettem Widerspruch zur Realität: Wie kann man auf die Idee kommen, das Personal auf den Zügen zu reduzieren, wenn die Zahl der Reisenden laufend zunimmt? Heute sind täglich 1,3 Millionen Passagiere auf dem SBB-Netz unterwegs.
Die Gewerkschaft SEV hat sich immer gegen die Streichung des zweiten Zugbegleiters gewehrt, insbesondere wegen der Sicherheit sowohl der Reisenden als auch des Personals. Die Forderung nach Doppelbegleitung wurde seinerzeit mit der Sicherheit, dem Bedürfnis nach guter Kundenberatung und dem Schutz vor Aggressionen begründet.
Die jüngsten Probleme auf der Gotthardachse – auf die der SEV und der Unterverband des Zugpersonals ZPV frühzeitig hingewiesen haben – haben gezeigt, dass die Strategie der SBB zum Scheitern verurteilt ist. Immer häufiger findet sich das Zugpersonal in grossen Schwierigkeiten, die es mit persönlichem Unbehagen lösen muss, ohne es jedoch irgendwann an der Professionalität fehlen zu lassen. Aber es wird für einen einzelnen Zugbegleiter unerträglich, wenn er in einem überfüllten Zug allein hunderte von Reisenden betreuen muss, die wegen des ungenügenden Angebots immer unzufriedener werden.
Das Personal, das auf dem Zug immer als Botschafter der SBB wirkt, muss einigermassen entspannt arbeiten können. Im Umfeld einer Bahn, wo die zunehmende Automatisierung die Stationen entmenschlicht – auch durch die Schalterschliessungen –, wird das Zugpersonal tragischerweise zum Blitzableiter, bei dem sich die Klagen der Kundschaft sammeln.
Insgesamt ist es also schlicht unzumutbar, dass insbesondere auf der Gotthardachse, mit der Fahrt durch den längsten Bahntunnel der Welt, Doppelkompositionen mit einem einzigen Zugbegleiter pro Komposition verkehren. Dasselbe gilt für andere Strecken in der Schweiz, wo die gleichen Züge gar nur mit einem Zugbegleiter für den ganzen Zug verkehren.
Aus allen diesen Gründen fordern die Gewerkschaft SEV und der Unterverband des Zugpersonals ZPV von der SBB, dass die Doppelbegleitung wieder auf allen Zügen des Fernverkehrs eingeführt wird, und zwar unverzüglich.
Weitere Auskünfte:
Pascal Fiscalini, Gewerkschaftssekretär SEV, Mobile 079 800 28 42