100 Jahre SEV: Geburtstagsfeier in Spiez
Am Mittwochmorgen feierte die SEV-Sektion BLS den 100. Geburtstag der Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) im Bahndienstgebäude an der Bahnhofstrasse. SEV-Präsident Giorgio Tuti eröffnete im Beisein von Franziska Jermann, Leiterin Personal BLS, die Jubiläums-Busausstellung und betonte die Wichtigkeit der Gewerkschaften in der heutigen Zeit.
«Vor 100 Jahren, am 30. November 1919 in Bern, schlossen sich die zum Teil schon seit vielen Jahren bestehenden, aber in einzelne Organisationen aufgeteilten Gewerkschaften der Verkehrsangestellten zum Schweizerischen Eisenbahner-Verband SEV zusammen», eröffnete SEV-Präsident Giorgio Tuti seine Ansprache. «Die Solidarität der Verkehrsangestellten aller Betriebe und Branchen zahlte sich aus, denn sie erreichten über die Jahre in zähen Verhandlungen und wo nötig auch mit Arbeitskämpfen wichtige Errungenschaften. So haben wir heute gute Gesamtarbeitsverträge, anständige Arbeitsbedingungen und sichere Arbeitsplätze. Und wir wollen diese behalten, auch wenn deren Verteidigung heute nicht immer einfach ist! »
Mehr Wettbewerb bedroht die Löhne
Die Revision des Eisenbahngesetzes per 1. Januar 1996 forcierte den Wettbewerb im Regionalverkehr, indem Leistungen fortan durch die Kantone bestellt und ausgeschrieben wurden. Damit wuchs die Gefahr, dass dieser Wettbewerb auf dem Rücken der Mitarbeitenden über ihre Löhne und Arbeitsbedingungen ausgetragen wird. Um dies zu verhindern, bemühte sich der SEV um den Abschluss regionaler und nationaler Branchen-GAV. Mit dem Ende des Beamtenstatus bei der SBB und dem ersten GAV SBB/SBB Cargo, gültig ab 2001, begann auch im öffentlichen Verkehr das Zeitalter der Firmen-GAV.
Giorgio Tuti betonte, dass trotz GAV und zahlreichen Verhandlungen «die Löhne der Angestellten ein stetes Thema bleiben. Wir setzen uns dafür ein, dass diese angemessen sind, und zwar – wie es Bundesrätin Simonetta Sommaruga an unserer Jubiläumsfeier hervorhob: <Ganz unten an der Lohnskala, aber auch ganz oben>».
Lebendige Sozialpartnerschaft
Zwischen SEV und BLS gab und gibt es immer wieder Konflikte, wie dies in einer lebendigen Sozialpartnerschaft üblich ist. Als Meilenstein der Zusammenarbeit bezeichnete Giorgio Tuti den 2006 unterzeichneten Gesamtarbeitsvertrag.
Die ebenfalls anwesende Leiterin Personal der BLS schlug versöhnliche Töne an: «Wir haben vieles erreicht! Wir sind stolz aufeinander! Und wir gratulieren dem SEV zu seinem 100-jährigen Bestehen.» Dennoch stehe die BLS im Spannungsfeld zwischen betriebswirtschaftlichen Fragen und ihrer Verantwortung als Arbeitgeberin. «Das Umfeld im Abgeltungsverkehr hat sich stark verändert. Deshalb müssen wir effizienter werden. Die Massnahmen zur Effizienzsteigerung sind unsere Antwort darauf». Franziska Jermann betonte, dass dies den Mitarbeitenden viel abverlange und bedankte sich zugleich beim anwesenden Personal.
Nach dem offiziellen Teil lud die Sektion alle zum gemütlichen Beisammensein und zu Speis und Trank. Zugleich bestand Gelegenheit, sich im Ausstellungsbus des SEV mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des SEV vertieft auseinanderzusetzen.
Der SEV-Bus tourt noch bis zum 30. November durch die Schweiz und bildet den Mittelpunkt der Jubiläumsfeiern bei über 60 SEV-Sektionen im ganzen Land. Alle Standorte sind untersev-online.ch/bustour zu finden. Sämtliche Infos und Fotos zum 100-Jahr-Jubiläum des SEV sind auf der Webseite 100.sev-online.ch zusammengestellt. Medienschaffende finden weitere Unterlagen unter www.sev-online.ch/medien100.