Neue SBB-Züge Chur–St. Gallen
Kein Qualitätssprung, sondern Abbau im Rheintal
Die SBB und die Kantone St. Gallen und Graubünden gaukeln den Fahrgästen etwas vor: Die heute kommunizierten neuen, regionalen Doppelstockzüge auf der Linie Chur–St. Gallen bringen zwar mehr technischen Komfort. Hingegen wird die Zugbegleitung abgeschafft und die Kundenbetreuung fallen gelassen. Die Rheintalstrecke wird somit nicht auf-, sondern deutlich abgewertet.
Grundsätzlich ist es erfreulich, dass auch auf der Rheintalstrecke endlich modernes, zeitgemässes Rollmaterial zum Einsatz kommt und auch die Fahrzeiten verkürzt werden können. Der Preis dafür ist aber sehr hoch: Faktisch wird das neue Rollmaterial durch den Abbau der Zugbegleitung (mit-)
finanziert. Alle Versprechungen der Kantone und der SBB, zumindest eine eingeschränkte oder angepasste Zugbegleitung aufrecht zu erhalten, haben sich als Hinhaltetaktik und leere Versprechungen erwiesen.
Was durch die beiden zuständigen CVP-Regierungsräte Benedikt Würth (St. Gallen) und Mario Cavigelli (Graubünden) als „Quantensprung in Sachen Qualität und zeitgemässem Komfort“ und eine „echte Aufwertung für die Rheintal-Strecke“ gepriesen wird, ist zynisch. Fakt ist, dass die Rheintallinie die längste unbegleitete Zugstrecke der SBB wird. Fakt ist auch, dass die SBB somit einen weiteren Personalabbau in der Ostschweiz vornimmt. Und Fakt ist auch, dass damit die parlamentarischen Bemühungen torpediert werden, im Rahmen des Ausbaus und der Finanzierung der zukünftigen Eisenbahninfrastruktur (FABI/STEP) die Ostschweiz auf den gleichen Stand wie die Mittellandkantone zu bringen.
Der SEV wird sich auf parlamentarischem Weg, zusammen mit der betroffenen Personalkategorie und im direkten Kontakt mit dem Kunden gegen dieses neuerliche Abbauprogramm der SBB zur Wehr setzen.