16. September 2023
Nationale Kundgebung für höhere Löhne und Renten
Gegen 20 000 Menschen sind am 16. September in Bern für höhere Löhne und Renten auf die Strasse gegangen. Die Realeinkommen der Arbeitnehmenden in der Schweiz sinken 2023 bereits zum dritten Mal in Folge.
Die steigenden Preise werden für immer grössere Teile der Bevölkerung zur ernsthaften Belastung. Dazu kommen geplante oder soeben bekanntgegebene weitere Erhöhungen bei den Mieten, den Krankenkassenprämien und dem Strom. Jetzt muss es mit den Löhnen aufwärtsgehen.
Die Demonstration war der Anfang der gewerkschaftlichen Mobilisierung für den Lohnherbst. Eine vierte Minus-Lohnrunde muss verhindert werden. SEV-Präsident Matthias Hartwich betonte in seiner Rede auf der Schützenmatte: «Diejenigen im Bundeshaus, die gegen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und gegen die Pensionierten in diesem Land sind, behaupten gern, höhere Löhne und eine 13. AHV-Rente treiben die Teuerung nach oben! Das ist nicht wahr! Glaubt ihnen nicht! Das Gegenteil ist richtig! Es ist die Teuerung, die unsere Löhne und unsere Renten auffrisst!»
SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard fragte auf dem Bundesplatz: «Wann, wenn nicht jetzt? Die Arbeitslosigkeit liegt bei zwei Prozent und die Gewinne und Dividenden sind so hoch wie nie zuvor. In dieser Situation muss garantiert sein, dass die Löhne den Lebenshaltungskosten entsprechen. Jetzt ist es Zeit für höhere Löhne!»
Wegen der Teuerung, den steigenden Mieten und durch die höheren Krankenkassenprämien verlieren Rentnerinnen und Rentner bis Ende 2024 eine ganze Monatsrente. Die13. AHV-Rente kann diesen Kaufkraftverlust ausgleichen und kommt deshalb genau zum richtigen Zeitpunkt. Vincent Leggiero, Präsident der SEV-VPT-Sektion TPG (Genf) betonte in seiner Rede auf dem Bundesplatz, dass es nicht nur wichtig ist, die 13. AHV-Rente zu fordern, sondern auch, die missratene Reform der beruflichen Vorsorge, BVG 21, nächstes Jahr auf der Strasse und an der Urne zu versenken.
Michael Spahr/SGB
Kommentar von SEV-Präsident Matthias Hartwich
Zwei Katastrophen erschütterten in diesem Sommer die Schweiz, und beide Male hat das Verkehrspersonal das Land schnell wieder in Bewegung gebracht: Im Juli fegt ein Jahrhundertsturm über La Chaux-de-Fonds und richtet gigantischen Schaden an. Fahrleitungen werden heruntergerissen und der Bahnhof massiv beschädigt. Unsere Kolleginnen und Kollegen leisten Schwerstarbeit und Überstunden, um den Schaden zu beheben. Diese Männer und Frauen sorgen sehr schnell dafür, dass der Verkehrsbetrieb unter erschwerten Umständen wieder aufgenommen werden kann.
Einen Monat später entgleist ein Güterzug im Gotthardbasistunnel. Der Verkehr in der Röhre ist auf Monate unterbrochen. Auch in diesem Fall sind unsere Kolleginnen und Kollegen sofort im Einsatz und disponieren rasch um, damit der Verkehr wieder in Gang kommt und das Tessin nicht abgehängt wird. Viele leisten Sondereinsätze, damit der Personenverkehr über den alten Tunnel umgeleitet werden kann.
Unsere Kolleginnen und Kollegen im öffentlichen Verkehr in der Schweiz leisten viel und arbeiten leidenschaftlich für die beste Mobilität im Land. Sie verdienen Wertschätzung. Worte sind schön. Taten sind besser. Sprich: die Wertschätzung muss sich auch in angemessenen Löhnen zeigen. Die Verkehrsbetriebe können hier zeigen, dass sie es ernst meinen. Die Kundinnen und Kunden kehren in den öV zurück, wie die jüngsten Zahlen zeigen. Da muss es auch einen Ausgleich für die Teuerung der letzten Jahre bei den Löhnen geben, um die Wertschätzung für unsere Kolleginnen und Kollegen auszudrücken. Dies ist ein ernstgemeinter Appell an «unsere» Verhandlungspartner im öV. Die Stromkonzerne haben angekündigt, die Preise weiterhin massiv zu erhöhen, die Krankenkassenprämien steigen und steigen, und auch die Mieten steigen immer weiter. Ohne Lohnerhöhungen, ohne Teuerungsausgleich sinken die realen Löhne der Männer und Frauen, die die Schweiz in Fahrt bringen und halten.
Deshalb waren wir letzten Samstag mit Tausenden von Gleichgesinnten in Bern auf der Strasse und haben höhere Löhne und Renten gefordert. Deshalb sammeln wir Petitionsunterschriften gegen die Kürzungen des Bundes beim regionalen Personenverkehr. Gestärkt von eurer grossen Unterstützung und gelebten Solidarität gehen wir nun in die Lohnverhandlungen mit den Betrieben. Ihr alle habt euch für eure Arbeit Wertschätzung verdient – und damit auch höhere Löhne. Dafür stehen wir gemeinsam ein.