Deutschschweizer VPT-Tagung in Altdorf
«Wilhelm Tell war ein Gewerkschafter»
Aktive und pensionierte Mitglieder des SEV-Unterverbands privater Transportunternehmen aus der ganzen Deutschschweiz trafen sich am 9. November im Hauptort Uris zur traditionellen VPT-Tagung.
Die 152 Teilnehmenden inklusive Gäste begrüssten sich bei Kaffee und Gipfeli, spendiert von der KPT-Versicherung, folgten im grossen Saal des Restaurants zum Schwarzen Uristier den Referaten und pflegten die Kollegialität bei Apéro und Mittagessen. Der Referatsteil wurde von Vize-Zentralpräsident René Schnegg mit einer Zwischenbilanz der Mitgliedergewinnung im laufenden Jahr eröffnet: Zwar treten heute mehr Mitglieder bei der Pensionierung aus als früher, doch die VPT-Sektionen haben bis Ende Oktober schon 553 Neumitglieder gewonnen. Schnegg dankte allen und bat alle dranzubleiben.
Inspiriert vom Tagungsort, der Heimat des Nationalhelden der Schweiz, stellte VPT-Zentralpräsident Gilbert D’Alessandro die Tellsgeschichte in den Mittelpunkt seiner Grussbotschaft, die auf Deutsch von Zentralsekretär Ueli Müller vorgetragen wurde. Tell wehrte sich gegen die Erniedrigung, den blossen Hut des Landvogts zu Altdorf grüssen zu müssen, und bekam darum Gesslers Macht zu spüren, trickste ihn aber aus und war mit allen Landleuten der Innerschweiz zusammen schliesslich stärker als die mächtigen Unterdrücker. In diesem Sinn war Wilhelm Tell ein Gewerkschafter. Auch die Mitglieder des SEV stehen zusammen gegen schlechte Behandlung und mangelnden Respekt seitens Arbeitgeber, Politik und Kundschaft.
«Es wird uns nichts geschenkt»
«Den Arbeitenden wird nichts geschenkt, sie müssen für einen fairen Anteil am Wohlstand kämpfen», unterstrich SEV-Präsident Matthias Hartwich. Dieser Anteil sei in den letzten Jahren gesunken und damit das Argument widerlegt, dass es keine Gewerkschaften brauche, weil es allen besser gehe, wenn es den Reichen gut gehe. Nach 40 Jahren Mitgliederverlust müssen die Gewerkschaften wieder wachsen, um für faire Anstellungs- und Arbeitsbedingungen zu sorgen. «Auch der SEV muss wieder wachsen, um die starke Stimme der Arbeitenden im öffentlichen Verkehr zu sein, an der niemand vorbeikommt.»
«Uri ist mir in letzter Zeit immer vertrauter geworden», sagte SEV-Vizepräsidentin Valérie Boillat. Tatsächlich ist sie in den letzten Wochen oft nach Erstfeld, Schattdorf und Altdorf gereist aufgrund der GAV-Verhandlungen bei der Auto AG Uri, die nun (hoffentlich) erfolgreich abgeschlossen wurden (der Verwaltungsrat entscheidet am 11. Dezember). Besondere Sorge bereiten Valérie Boillat die Aggressionen gegen das öV-Personal, gegen die der SEV auch im KTU-Bereich eine Kampagne plant, sowie die Sparpläne des Bundes beim regionalen Personenverkehr, die das Personal direkt treffen würden. Das Klima zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften ist zum Teil härter geworden, und diese Kürzungsandrohungen helfen sicher nicht.
Simon Burgunder, Koordinator Politik beim SEV, erklärte diese Pläne genauer und sagte: «Wir müssen der Politik und den öV-Unternehmen klarmachen, dass das Personal keine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen akzeptiert und dass nur mit genügend qualifiziertem, motiviertem Personal ein guter öV möglich ist.» Alle füllten Postkarten mit diesen Forderungen aus, die der SEV-VPT an die kantonalen Verkehrsdirektoren übergeben will.
2025 lädt der VPT am 11. September zur Pensioniertentagung und am 25. November zur 25-Jahr-Feier der Charta gegen Gewalt im öV. Die nächste VPT-Tagung findet am 7. November 2026 statt.
Markus Fischer