| Aktuell / SEV Zeitung

Delegiertenversammlung VPT

«Gewerkschaften müssen gegen Ungleichheit kämpfen!»

Aurélien Mouche wird von den Delegierten in den Zentralausschuss des VPT gewählt.

101 Delegierte und Gäste versammelten sich am 20. Juni in der Unia in Bern. Gewerkschaftspolitik war das Hauptthema der DV des SEV-Unterverbands des Personals privater Transportunternehmen VPT. Zudem fanden Wahlen statt.

«Gemäss unseren Gegnern sind wir eine veraltete Bewegung, die für nichts mehr gut ist. Bürgerliche Parteien, neoliberale Wirtschaftsleute, viele Arbeitgeber und zahlreiche Medien behaupten, es brauche keine Gewerkschaften mehr, denn der Markt regle ja alles», sagt DV-Präsident Laurent Juillerat in seiner Begrüssungsrede. «Tatsächlich sind immer weniger Leute in Gewerkschaften organisiert. Gleichzeitig gründen unsere Gegner Organisationen, die in der Politik dafür lobbyieren, dass Gesetze in ihrem Sinn beschlossen werden. Mit der Folge, dass die soziale Ungleichheit wächst und unsere Demokratie in Gefahr ist. Die Gewerkschaften sind dafür da, diesen Zustand zu korrigieren. Der Reichtum muss an alle verteilt werden. Wir sind also alles andere als eine altmodische Organisation. Wir sind modern und nützlich.»

In die gleiche Kerbe wie sein Vorredner schlägt VPT-Zentralpräsident Gilbert D’Alessandro: «Wir müssen viele, vielfältig und solidarisch sein. Die Gewerkschaft verteidigt uns gegen Ausbeutung am Arbeitsplatz. Wir müssen aber nicht nur am Arbeitsplatz für unsere Rechte kämpfen, sondern auch auf der politischen Bühne.» Konkret bedeutet letzteres, dass sich der SEV gegen drohende Sparmassnahmen im öffentlichen Verkehr, insbesondere im regionalen Personenverkehr, einsetzen muss. An der DV werden Protest-Postkarten verteilt, die politischen Gremien übergeben werden sollen.

Wahlen Zentralausschuss 2025 bis 2028

Für die Periode 2025 bis 2028 werden die bisherigen Gilbert D'Alessandro (Zentralpräsident), René Schnegg (Vizepräsident) und Roger Maurer (Zentralkassier) wieder gewählt. Zentralsekretär Ueli Müller stellt sich zur Wiederwahl bis 2026 und wird bestätigt. Laurent Juillerat tritt als Beirat zurück und wird ersetzt durch Aurélien Mouche, dem Präsidenten der Sektion VPT Du Jura. Aurélien Mouche war bisher Mitglied des Branchen- und Zentralvorstandes. Hier wird er durch Gil Greppin, Präsident der Sektion VPT MOB, ersetzt. Die GPK wird ohne Gegenstimme bestätigt.

SEV-Vizepräsidentin Valérie Boillat weist darauf hin, dass es sehr wichtig ist, dass das Buspersonal bei der neuen Gesundheitsumfrage der Unisanté mitmacht. Diese Studie wird über mehrere Jahre durchgeführt und soll den Gewerkschaften eine wichtige Grundlage für Forderungen für einen besseren Gesundheitsschutz liefern. Valérie Boillat spricht auch über das Problem der Auslagerung von Aufgaben an Subunternehmen, die keinen GAV haben. Auf diese Weise können Unternehmen Regeln umgehen und die Arbeitsbedingungen für das Personal verschlechtern. Der SEV wehrt sich gegen diese Auslagerungsstrategie.

«Mit jedem neuen Mitglied gewinnen wir an Stärke», betont SEV-Präsident Matthias Hartwich in seiner Rede. Der SEV kämpft gegen die Liberalisierung des Bahnmarkts, die von der EU-Kommission gefordert wird. Auch gegen angedrohte Sparmassnahmen im regionalen Personenverkehr wappnet sich der SEV. Der Kampf lohnt sich, wie die Gewerkschaften im Abstimmungskampf für eine 13. AHV-Rente deutlich gemacht haben. Matthias Hartwich ruft die Delegierten und ihre Sektionen auf, am 21. September auf die Strasse zu gehen. Dann findet eine grosse Kundgebung der Gewerkschaften in Bern statt, an der sie bessere Arbeitsbedingungen und faire Löhne einfordern. Vincent Leggiero, Präsident der VPT-Sektion tpg, erklärt, wie wichtig dieser Kampf ist: «Wenn wir die Arbeitsbedingungen für das Personal nicht verbessern, droht uns grosses Ungemach in Zukunft, weil wir dann zu wenig Personal haben werden.»

«Die BVG-Reform ist völlig unnötig», sagt SEV-Finanzverwalter Aroldo Cambi, der erklärt, warum man am 22. September ein Nein in die Urne legen muss. Den Pensionskassen geht es gut. Es macht keinen Sinn die Beiträge für die Versicherten zu erhöhen und gleichzeitig die Renten zu senken.

Ja und Nein zu den Resolutionen

Die Delegierten stimmen einer Resolution zu, die sich entschieden gegen jeden Versuch ausspricht, den Umwandlungssatz der Renten der zweiten Säule zu senken. Nein sagen die Delegierten zu einer Resolution, die fordert, dass Personen, die für Ämter in gewerkschaftlichen Gremien kandidieren, zwingend Mitglied im Vorstand ihrer Sektion sein müssen. Einige Delegierte kritisieren diesen Vorstoss: «Sowohl Vorstandsarbeit als auch Arbeit in Gremien ist sehr zeitaufwändig und muss in der Freizeit erledigt werden. Diese Belastung können nicht alle tragen.» Dieses Argument überzeugt die Mehrheit und sie stimmt Nein.

VPT-Vizepräsident René Schnegg präsentiert gute Mitgliederzahlen. Auch dieses Jahr gibt es spezielle Prämien für Kolleginnen und Kollegen, die neue Mitglieder gewinnen. Die DV genehmigt einstimmig, den Punkt «Finanzielle Unterstützung für gewerkschaftliche Kampfaktionen, die nicht gleichbedeutend mit einem Streik sind» in sein Geschäftsreglement aufzunehmen. Am Schluss werden Vincent Leggiero, der aus dem Zentralvorstand zurücktritt, und Laurent Juillerat für ihr Engagement verdankt.

Michael Spahr