Tagung des SEV-Unterverbands VPT
Branche Bus stets an vorderster Front
Sich real treffen, sich in die Augen schauen, lächeln und Witze austauschen: All diese natürlichen Kontakte sind durch die Pandemie seltener geworden. An der VPT-Bustagung vom 13. Oktober in Bern freuten sich alle über die Rückkehr zu dieser Normalität. Zugleich waren sie sich bewusst, dass die Normalisierung auch politische und wirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringt.
Unter der umsichtigen Leitung von Elisabeth Küng, die die Tagungsorganisation von Peter Bernet übernommen hat (siehe Box), verlief die Bustagung reibungslos. Angereichert wurde diese durch eine Resolution zur Altersvorsorge. Die rund 50 Teilnehmenden votierten einstimmig gegen die AHV 21 und jegliche Verschlechterung der 1. und 2. Säule. Der Resolution ging eine Warnung von Vincent Leggiero voraus: «Es genügt nicht, sich nur bei der AHV 21 mit den Frauen zu solidarisieren. Wir müssen unsere volle Solidarität tagtäglich zeigen, auch indem wir gleichen Lohn fordern.» Aber alles der Reihe nach.
Zentralpräsident Gilbert D’Alessandro machte keinen Hehl aus seiner Zufriedenheit: «Es ist eine Freude, euch alle hier wiederzusehen. Dies gilt umso mehr, als die Kultur der Diskussion, des Streits und des Meinungsaustauschs zur DNA des VPT gehört. Das ist ein hohes Gut, das der VPT zu schätzen weiss, denn nur wenn wir miteinander reden, können wir gemeinsam vorankommen. Und wir können nur mit einer starken Gewerkschaft vorankommen.»
René Schnegg, Vizepräsident des VPT und zuständig für die Mitgliederwerbung, nannte die Zahlen für diese Stärke: Im September 2021 zählte der VPT 9905 Mitglieder, davon 420 Neueintritte. Sicherlich ermutigende Zahlen, die bis Ende Jahr noch wachsen können. «Wir sind sehr stolz auf die Arbeit aller Sektionen» betonte Schnegg. «Wir wissen, dass es nicht immer einfach ist, aber wir sind stolz auf eure Beharrlichkeit und euer Engagement.» Um neue Mitglieder zu erreichen, spart der VPT nicht an Mitteln und Ideen: «Wir stellen euch diverse Mittel zur Verfügung», erklärten Schnegg und D’Alessandro, «also nutzt sie. Ihr könnt euch bei euren Aktionen vor Ort auf uns verlassen.»
Der SEV hat Einfluss
Daniela Lehmann, Koordinatorin Verkehrspolitik des SEV, zeigte auf, dass gerade in dieser Covid-Krise das politische Engagement des SEV nötig war und ist: Auf Bundesebene hat sich der SEV stark für die finanzielle Unterstützung von Unternehmen eingesetzt, die wegen der Pandemie mit Umsatzeinbussen zu kämpfen haben. Der SEV wurde auch zu einem speziellen runden Tisch eingeladen, um Massnahmen zur Förderung des öffentlichen Verkehrs zu diskutieren. «Wir müssen jedoch die Augen offen halten», so Lehmann, «und sicherstellen, dass die Unternehmen die ihnen zustehenden Mittel beantragen und die Pandemie nicht dazu missbrauchen, ihren Mitarbeitenden weitere Sparmassnahmen aufzuerlegen». Der Zentralpräsident schloss sich ihr an: «Es kommt nicht in Frage, dass man die Kosten der Pandemie auf uns abwälzt.» Christian Fankhauser, Vizepräsident des SEV, betonte: «Ihr habt den Service public seit Ausbruch der Krise aufrecht erhalten. Ohne euch zu schonen und sogar unter Gefährdung eurer Gesundheit.»
Die Gesundheit ist ein hohes Gut
Zum Thema Gesundheit erläuterte Christian Fankhauser die Pläne des SEV: «Aufgrund unserer zwei qualitativ hochstehenden Umfragen zur Gesundheit der Busfahrerinnen und -fahrer möchte die Universität Lausanne mit uns ein Projekt lancieren. Die erhobenen Daten zeigen auf, wie anstrengend euer Beruf ist und wie er sich auf eure Gesundheit auswirkt. Mit zunehmendem Alter verschlimmern sich die Auswirkungen. Darum hat der SEV einen nationalen Runden Tisch angeregt, der sich mit der beruflichen Wiedereingliederung oder Umschulung auf der Grundlage bereits bestehender Modelle befassen soll.» Ebenfalls zu thematisieren sind die gesundheitlichen Auswirkungen von Lärm sowie Störungen des Verdauungs- und des Bewegungsapparates, die bleibende Schäden verursachen können.
Doppelte Strafe: ein Sieg für die Basis
Die Stärke des SEV zeigte sich auch bei einem Thema, das den Berufsfahrer:innen sehr am Herzen liegt: der doppelten Strafe. «Dank einer von der Sektion VPT Sottoceneri lancierten Petition», erinnert sich Peter Bernet stolz, «kamen fast 4500 Unterschriften zusammen. Diese Unterschriften führten zu parlamentarischen Vorstössen, von denen einer von der SEV-Gewerkschaftssekretärin und Nationalrätin Edith Graf-Litscher eingereicht wurde. Die politische Mühle mahlt zwar langsam, aber dank uns werden nun die im Strassenverkehrsgesetz (SVG) und in der Verkehrszulassungsverordnung (VZV) enthaltenen, extrem ungerechten Sanktionen korrigiert. Bei geringfügigen Verstössen entscheidet künftig ein Richter über die Dauer der Strafe.» Für Peter Bernet konnte es keinen besseren Abschied geben als diesen Erfolg für die Basis, die den Vorstoss initiiert hatte.
Françoise Gehring / Übersetzung: Jörg Matter
Wahlen und Abschiede
Der Tag stand auch im Zeichen von Wahlen und Ehrungen. Neu in den Vorstand der VPT-Branche Bus gewählt wurden Dashurije Tafolli, Dominik Plüss und Sandro Bonomi (siehe Portrait auf der letzten Seite). «Alle Regionen des Landes sind vertreten, und diese Vielfalt ist sehr wichtig für unseren Unterverband», sagte Gilbert D’Alessandro. Verabschiedet wurden Jacques Leibzig und Luca Madonna.
Verabschiedet wurde auch eine tragende Säule des VPT: Peter Bernet. Ein emotionaler Moment. «Lieber Peter, du warst für mich immer der Chef», begann Christian Fankhauser, der viele Jahre mit Peter zusammengearbeitet hat, auch in der Zeit der autonomen Sektion Bus-Gatu. Im Namen des ganzen Vorstands fügte Christian hinzu: «Ich schätze deine Leidenschaft für die Gewerkschaft, deine Ernsthaftigkeit, deine organisatorischen Fähigkeiten und deine Grosszügigkeit.» Das im Chor gesprochene Dankeschön der Teilnehmenden mündete in lang anhaltende Ovationen. Peter forderte zu Mut und Loyalität in der Gewerkschaft auf: «Heute brauchen wir mehr denn je jeden Einzelnen und eine starke Gewerkschaft, denn die vor uns liegenden Herausforderungen sind sehr anspruchsvoll. Und der SEV hat immer wieder gezeigt, dass er allen Herausforderungen gewachsen ist.»