Auf den Spuren von...
Andy Alig, Tausendsassa auf Rädern
Lokführer, Buschauffeur, E-Rally-Fahrer: Für Andy Alig ist das Führen von Fahrzeugen nicht nur Beruf, sondern auch Hobby und Leidenschaft. Und dabei für die richtigen Anstellungsbedingungen zu sorgen, eine Herzensangelegenheit.
Bei unserem Treffen ist Andy Alig auf seiner letzten Runde auf der Buslinie 50 in Basel, Richtung Euroairport. Bus fährt der 48-Jährige aber nur noch als Hobby, denn hauptberuflich ist Andy Alig Lokführer bei der Zentralbahn.
Wie es zur besonderen Freizeitbeschäftigung gekommen ist? Fahrzeuge ziehen sich wie ein roter Faden durch Andy Aligs Lebenslauf. Bevor er zum öV kam, war der gebürtige Basler als Lastwagenfahrer selbstständig. Ein Traumberuf –doch mit Familie sehnte er sich nach einer «normalen» Anstellung, mit geregelteren Arbeits- und Freizeiten. So wechselte Andy Alig zu den Basler Verkehrs-Betrieben (BVB): «Ich bin teilweise in Basel aufgewachsen, und mein Grossvater war ‹Drämmli›-Fahrer.» Deshalb liebäugelte der Familienvater eigentlich mit der Tramschiene. Doch für den neuen Arbeitgeber war es interessanter, den Lastwagenfahrer mit Car-Prüfung als Busfahrer anzustellen.
Aus familiären Gründen blieb es aber ein kurzes Gastspiel in Basel: Nach zwei Jahren zog es Andy Alig und seine Frau ins Engadin. Dort konnte er sich einen Bubentraum erfüllen und sich bei der RhB zum Lokführer ausbilden lassen. Doch Basel und seine Busse liessen den gelernten Radio- und Fernsehelektriker nicht los –und so hilft Andy Alig seit 15 Jahren bei seinem alten Arbeitgeber aus. «Es ist jedes Mal ein Nachhausekommen. Das Fahren an der Fasnacht oder in der Herbststimmung –das alles fühlt sich jedes Mal nach Heimat an.» Solange seine Grosseltern noch lebten, verband er den Einsatz bei den BVB jeweils mit einem Familienbesuch.
Alte Loks und neue Antriebe
Mittlerweile ist Andy Alig mit seiner Frau und seiner 15-jährigen Tochter in Alpnach zu Hause. Im Depot Stansstad arbeitet er seit 13 Jahren als Lokführer bei der Zentralbahn. «Ich war einer der Letzten, die noch die Ausbildung für die alte Steilrampe nach Engelberg machen konnten – als Lokführer ein Highlight», schwärmt Andy Alig. Inzwischen befinden wir uns auf dem Nachhauseweg in die Zentralschweiz –im Tesla von Andy Alig. Denn während der passionierte Elektroautofahrer bei den Loks die alten Modelle bevorzugt, reizen ihn bei den Bussen und Autos die neuen. Es überrascht fast nicht, dass Andy Alig in seiner Freizeit neben Töff auch E-Rally fährt. 2018 belegte sein «Team Pilatus» bei der E-Mobil-Veranstaltung «Wave Switzerland» den 1.Platz. Und natürlich liess Andy Alig sich auch für den ersten batteriebetriebenen Elektrobus ausbilden, der in Basel im Testbetrieb fährt.
Egal, in welchem Gefährt wir uns befinden – später an diesem Tag besuchen wir noch Andy Aligs Arbeitsplatz im Führerstand der Zentralbahn, wo er in einem 85-Prozent-Pensum angestellt ist –,sein Wissen über die verschiedenen Fahrzeuge ist immens und seine Freude daran ansteckend. Bezeichnend dafür: Er selbst würde sich nicht als Lokführer oder Buschauffeur bezeichnen: «Ich bin Fahrer», sagt der Alpnacher.
An seinen verschiedenen Arbeitsplätzen schätzt er nicht nur die Abwechslung. Sie geben ihm auch den Einblick in verschiedene Arbeitsrealitäten. So ist er zum Beispiel nach einem Tag am Steuer des Busses viel erschöpfter: «Man muss immer voll da sein und ständig mit allem rechnen auf der Strasse.» Zudem hat er auch Einsicht in die unterschiedlichen Arbeitsbedingungen bei den Unternehmen. So schätzt er bei der Zentralbahn die Mitsprachemöglichkeiten des Personals. «Im Gegenzug hatte die BVB letztes Jahr eine Lohnerhöhung von 1,1Prozent.» Etwas, das bei der Zentralbahn derzeit schier unmöglich scheint.
In der Gewerkschaft ist Andy Alig schon seit er beim öV ist. Sein Grossvater hatte ihm klargemacht, welche Fortschritte seine Generation hart erkämpft hatte. Danach unterschrieb der Enkel die Beitrittserklärung ohne Diskussion. Etwas, das Andy Alig heute vielen Neumitgliedern erzählt: «Wir müssen uns zusammen stark machen, um möglichst nichts davon wieder zu verlieren.»
Lohnrunde: Basis ist gefragt!
Dafür setzt sich das SEV-Mitglied aktiv ein: Seit 2009 ist Andy Alig in der Arbeitszeitkommission engagiert und neben dem Depot Stansstad jetzt auch für das Depot Luzern zuständig. Seit 2019 ist Andy Alig zudem sowohl im Vorstand seiner Sektion als auch in der Geschäftsleitung der Dach-Organisation, in der alle vier Sektionen der Zentralbahn die gemeinsamen Themen angehen. «Die ZB legt sehr viel wert auf kundenorientierte Zusammenarbeit. Genauso wichtig ist es mir, dass wir uns zusammen für fortschrittliche Arbeitsbedingungen wehren.»
So steht aktuell eine Mitgliederversammlung an, weil die Lohnverhandlungen bei der Zentralbahn ins Stocken geraten sind. «Die ZB hat die Lohnerhöhung an Bedingungen geknüpft, über welche die Verhandlungsgemeinschaft nicht entscheiden kann», erklärt der Gewerkschafter. Deshalb sei es umso wichtiger, dass die Kolleg/innen an der ausserordentlichen Generalversammlung teilnehmen, die am 11. März um 17.45 Uhr im Restaurant Bahnhof Giswil stattfindet. «Es geht um den Lohn. Und es geht um noch viel mehr: Auch der GAV und die darin vereinbarten Arbeitszeitbestimmungen sind betroffen. Jetzt ist die Basis gefragt!»
Elisa Lanthaler