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SBB Personenverkehr

Stopp Projekt TCC!

Dimitris Vetsikas / Pixabay

Im Rahmen des Projektes «Weiterentwicklung Personenverkehr» (WEP) lancierte die Leitung Personenverkehr im Herbst 2018 auch das Projekt TCC (Train Control Center). Dieses sah vor, dass das Operation Center Personenverkehr (OCP) und das Ereignismanagement P in Bern in ein neues TCC in der Betriebszentrale (BZ) Olten umziehen sollten. Zudem sollten Dutzende weitere Mitarbeitende der Lenkung des Regionalverkehrs von diversen Standorten in neue TCC in den BZ Lausanne, Olten und Zürich Flughafen wechseln. Der SEV warnte von Beginn an vor der Komplexität des Projekts und vor dem drohenden Verlust von Knowhow durch Kündigungen von Mitarbeitenden, die keinen längeren Arbeitsweg hinnehmen würden. Doch das Projekt wurde trotzdem mit hohem Tempo vorangetrieben. Viele Mitarbeitende mussten ihnen angebotene Stellen priorisieren und Vertragsangebote unterschreiben.

Auf den 1. April 2019 erfolgte eine Teilumsetzung. Mitarbeitende wurden von Genf nach Lausanne verschoben, andere von Zürich in die BZ Zürich-Flughafen. Zugleich kam es aber zu vielen Kündigungen. Allein im OCP Bern haben bis heute ein Drittel der Beschäftigten gekündigt! So fehlten schlicht die Leute für die geplanten neuen Strukturen, sodass diese nur teilweise oder gar nicht umgesetzt werden konnten. Viele Mitarbeitende, die schon in eine neue Funktion gewählt worden sind, haben diese bisher nicht angetreten. Aus dem OCP Bern, das inzwischen in TCC umbenannt wurde, hat bis heute noch niemand nach Olten gewechselt.

Zugleich kam es in den bisherigen und den teilmigrierten Strukturen zu Personalengpässen, insbesondere in der Disposition des Lokpersonals. Etliche Mitarbeitende mussten monatelang im Unterbestand arbeiten und bekamen zum Teil gesundheitliche Probleme, bis hin zum Burnout. Zudem gab es Probleme wegen Prozessen, die auseinandergerissen worden waren, bzw. mit zusätzlichen Schnittstellen.

Aufgrund der grossen strukturellen, personellen und gesundheitlichen Probleme ordnete die SBB-Leitung Anfang Oktober eine «Denkpause» für das Projekt TCC an, die Migration der Standorte Zürich Langstrasse und Bollwerk 10 in Bern (TCC) wurde ausgesetzt. Endlich wurde das Personal angehört. Auch der SEV hat mit den Mitarbeitenden gesprochen, und dabei kam heraus, dass die Nachwuchsplanung und die Migration an sich problematisch sind. Im Januar ist ein Treffen mit dem SEV zum Projekt TCC geplant.

Personal- und Wissensabfluss stoppen

Was fordert der SEV? Gewerkschaftssekretär Jürg Hurni möchte noch weitere Gespräche mit betroffenen Kolleg/innen führen, doch aufgrund seines bisherigen Kenntnisstandes fordert er einen Abbruch des Projekts. «Nach dem grossen Wissensverlust durch die vielen Abgänge geht es nun in erster Linie darum, das noch vorhandene Wissen zu konsolidieren, indem man die verbliebenen Mitarbeitenden dort lässt, wo sie sind, denn die meisten sind dort zufrieden. Klar gibt es bei einem Abbruch andere Probleme, doch die scheinen mir lösbar zu sein.»

Markus Fischer