Unterverband AS
GAV 2022: Für eine SBB, bei der man gerne arbeitet
Schwerpunkt der AS-Delegiertenversammlung vom 23. Oktober im Restaurant Mappamondo in Bern war ein Workshop zu den GAV-Verhandlungen 2019 und 2022.
Die 36 Delegierten diskutierten in vier Gruppen, was bei der Vorbereitung der letzten GAV-Verhandlungen gut oder schlecht war und wie die nächsten GAV-Verhandlungen bezüglich Vorgehen und Inhalt aufzugleisen sind.
Die letzten Verhandlungen wurden grundsätzlich positiv beurteilt: Der SEV sei gut vorbereitet gewesen, habe transparent über die Extremforderungen der SBB-Führung informiert und diese für die Mobilisierung genutzt. Kritisiert wurde die Verknüpfung mit den Kontingenten für OR-Verträge und mit der Pensionskasse (die SBB versuchte ihren Beitrag zur Abfederung technischer Anpassungen vom GAV-Verhandlungsergebnis abhängig zu machen). Hinterfragt wurde, ob der SEV gut daran tat, von Beginn an realistische Forderungen zu stellen, statt hoch zu pokern wie die SBB. Mehrmals wurde gefordert, nächstes Mal mit «starken» Forderungen zu starten, auch wenn diese nicht vollständig durchgesetzt werden könnten. Und auch wenn Extremforderungen in der Öffentlichkeit womöglich schlecht ankommen – wie 2018 die SBB-Provokationen, was dem SEV half, zusammen mit dem Sabbatical des CEO. «Wenn Personal fehlt, braucht es klar bessere Arbeitsbedingungen, auch im Interesse der Unternehmung», wurde argumentiert. Es müsse früh eine entsprechende «Vision kreiert» werden. Überhaupt sollten die Vorbereitungen auf die Verhandlungen früh beginnen – und diese selber auch, um Zeitnot zu vermeiden. Ideen für originelle Aktionen gelte es ebenfalls früh zu sammeln. Die inhaltlichen Forderungen fasste eine Gruppe so zusammen: «Der GAV soll die SBB so formen, dass es wieder Freude macht, für sie zu arbeiten. Das heisst, sie muss den Bedürfnissen der Mitarbeitenden entsprechen. Diese brauchen auch ein Mitentscheidungsrecht bei Reorganisationen.»
Einig war man sich darin, dass die Mitgliederumfrage hilfreich war für die Erarbeitung des Forderungskatalogs in der SEV-GAV-Konferenz – neben den Anträgen aus Unterverbänden und Sektionen. Warum nicht weitere Umfragen während den Verhandlungen machen, um Forderungen der SBB-Spitze abzuwehren – oder bevor man auf ein «No Go» zurückkommt (was aber möglichst zu vermeiden ist), wurde angeregt. Die Arbeitsbedingungen anderer Firmen im Land gelte es genau zu kennen, um der SBB-Spitze aufzeigen zu können, dass es auf dem Arbeitsmarkt starke Konkurrenz gibt.
Zu den GAV-Konferenzen wurde angemerkt, dass sie nicht zu kurzfristig angesetzt oder abgesagt werden dürfen. Und dass sie effizienter würden, wenn vermehrt in Gruppen gearbeitet würde, «so wie das Parlament in Kommissionen arbeitet». So könnten die Delegierten auch detailliertere Feedbacks an die Mitglieder der Verhandlungsdelegation geben, wenn diese auf die Gruppen verteilt würden. «Die Basis weiss am besten, wie es im Alltag wirklich läuft», meinte ein Delegierter. Vorgeschlagen wurde auch, die Delegierten zu komplexen Verhandlungsthemen gezielt zu schulen. «Vor allem aber müssen wir alle zusammenhalten», betonte eine Kollegin.
Der Zentralvorstand AS will nun die Diskussion auswerten und die Erkenntnisse den für die SBB zuständigen SEV-Gewerkschaftssekretär/innen und Zentralpräsidenten in einer «KODI-Sitzung» vorstellen.
Markus Fischer