BLS-Sparprojekt
Mit «Best Way» auf dem Holzweg
Die BLS will bis 2023 jährlich mindestens 50 Millionen Franken einsparen und bis zu 200 Vollzeitstellen abbauen. Der SEV verurteilt dieses radikale Sparprogramm mit dem Namen «Best Way» und wird sich mit allen Mitteln gegen Kündigungen wehren, die damit direkt oder indirekt in Verbindung stehen.
Was die BLS bereits im Sommer angekündigt hat (SEV-Zeitung Nr. 15), hat sie Mitte November nun vertieft: Um ihre Marktfähigkeit zu erhöhen, ist die «Umsetzung eines Programms zur Neugestaltung von Prozessen und Steigerung der Effizienz» eine wichtige Massnahme. Um das Ziel von jährlichen Einsparungen von 50 bis 60 Millionen Franken realisieren zu können, will die BLS «grundlegende und nachhaltige Optimierungen quer durchs Unternehmen umsetzen». Die Verbesserung der Unternehmensfitness macht vor Stellenabbau nicht halt: Bis zu 200 Vollzeitstellen sollen dereinst reduziert werden. In welchen Bereichen diese Stellenreduktionen erfolgen, gibt das Unternehmen noch nicht bekannt. Überhaupt ist die Medienmitteilung der BLS ziemlich vage und löst nach Ansicht des SEV eine grosse Unsicherheit beim Personal aus, bei doch sehr kleinem Informationsgehalt. «Die Mitarbeitenden der BLS sind nun schon seit der Ankündigung dieses Sparprojekts im Sommer verunsichert über ihre Zukunft. Und man lässt sie noch mindestens bis im Februar zappeln. Wir fragen uns schon, weshalb nach der Analysephase nicht bereits mehr Details bekannt gegeben werden können!» kritisiert der zuständige SEV-Gewerkschaftssekretär Stefan Marti.
Sein Kollege Michael Buletti ärgert sich indes auch über den Zeitpunkt der Kommunikation: «Die Information über das Sparprogramm erfolgte zwei Tage vor dem ersten Lohnverhandlungstermin, der eigentlich zu einem früheren Zeitpunkt hätte stattfinden sollen, von der BLS dann aber verschoben wurde. Ich kann mir kaum vorstellen, dass hier der Zufall gespielt hat. Dieses Vorgehen ist äusserst stossend und gehört sich in einer funktionierenden Sozialpartnerschaft nicht!»
Abbau über Fluktuation
Auch wenn der Stellenabbau gemäss BLS grösstenteils über natürliche Fluktuation erfolgen soll, stellt sich doch auch die Frage, wie sich die steigende Arbeitslast und der immer stärkere Druck auf die verbleibenden Mitarbeitenden auswirkt? «Der SEV geht heute davon aus, dass vor allem beim Verwaltungspersonal abgebaut werden soll, denn der Hebel für Digitalisierung und Automatisierung ist hier sicher am grössten. Wenn in diesem Bereich rund jede dritte Stelle verschwindet, dann will ich mir nicht vorstellen, wie die Bedingungen für die zurückbleibenden Mitarbeitenden werden!», sagt Stefan Marti besorgt.
Service public leidet
Der SEV hat auch Bedenken, was den Service public betrifft. Das Projekt «Best Way» beinhaltet nebst dem Stellenabbau auch Automatisierungen, die Prüfung von Bedienpunkten und Reisezentren sowie deren Öffnungszeiten. Damit streicht die BLS nicht nur Arbeitsplätze, sondern verschlechtert auch den Service public.
Wieso sich das Unternehmen gerade jetzt fit machen will für die Zukunft, steht wohl auch im Zusammenhang mit der Vergabe der Fernverkehrskonzessionen letzten Frühling. Wie sich CEO Guillelmon gegenüber der Zeitung «Bund» äusserte, hätte die BLS bei fünf neuen Linien die anfallenden Fixkosten besser verteilen können, als bei den nun gewonnenen zwei Linien. Die Frage nach einer Effizienzsteigerung wäre damit nicht mehr ganz so akut gewesen.
«Es ist schlimm, dass der zunehmende Druck im Bahnverkehr zu Lasten des Personals geht und aufgrund des künstlichen Wettbewerbs jede Bahn noch effizienter sein will, oder muss», kritisiert Michael Buletti das Umfeld, in dem sich die BLS zurzeit befindet.
Im Dialog?
Die BLS informierte die Öffentlichkeit in ihrer Mitteilung auch darüber, dass sie bereits mit den Gewerkschaften im Dialog stehe, um einen Sozialplan auszuarbeiten. Der SEV kann dies so nicht bestätigen. «Wir werden erst in Sozialplanverhandlungen treten wollen und können, wenn wir absolute Klarheit darüber haben, wie die Betroffenheit aussieht und wo welche Stelle abgebaut wird», schliesst Michael Buletti.
«Für mich ist unverständlich, wie man bei so viel Unklarheit so sicher sein kann, dass die meisten Stellen über die natürliche Fluktuation reduziert werden können, und dabei doch bereits zum jetzigen Zeitpunkt unbedingt einen Sozialplan verhandeln will», ergänzt Stefan Marti. «Das geht für mich nicht auf!»
Der SEV wird hier auf jeden Fall nicht tatenlos zuschauen und sich für die Angestellten mit allen Mitteln einsetzen.
Chantal Fischer