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Schliessung von SBB-Verkaufsstellen

Enthumanisierung der Bahn geht weiter

Der Service public in der Schweiz leidet. Auch wegen der Schliessung von SBB-Schaltern an diversen Standorten in der ganzen Schweiz. Der Bundesrat wird nun einige Fragen dazu beantworten müssen.

Flugblattaktion vom 27. März gegen die Schliessung des SBB-Schalters in St-Maurice. V.l.n.r.: NR Mathias Reynard, Blaise Carron (Präsident/Vize Gewerkschaftsbund Wallis) und René Zürcher, SEV.

Im laufenden Jahr sind es neun – vermeintlich unrentable – Verkaufsstellen, welche die SBB schliessen will. Interessant dabei: Diejenige in Palézieux wird von den Freiburger Verkehrsbetrieben TPF übernommen. So unrentabel kann sie also wohl nicht sein. Für die betroffenen Angestellten an allen Standorten konnten immerhin akzeptable Lösungen gefunden werden, was der SEV sehr begrüsst.

Fragen an den Bundesrat

Nun widmet sich die Politik dieser Problematik. SP-Nationalrat Mathias Reynard (VS) hat in der Sommersession eine Interpellation eingereicht, welche die Schliessungen thematisiert. Unter dem Titel «Schliessung von Bahnhofsschaltern: Abbaustrategie der SBB?» fragt Reynard unter anderem danach, welche Standorte im 2019 und später geschlossen werden sollen und nach welchen Kriterien diese ausgewählt werden. Reynard merkt an, dass viele Kampagnen der SBB darauf abzielen, die Kundinnen und Kunden auf die Online-Dienste zu bringen, statt an den Schalter. Dies zum Beispiel dadurch, dass gewisse Dienstleistungen am Schalter kostenpflichtig sind, im Internet oder in der App hingegen nicht. Die Interpellation zielt auch darauf ab, dass der Service-public-Auftrag der SBB durch den Abbau der Verkaufspunkte gefährdet wird.

SEV unterstützt den Vorstoss

Wie Mathias Reynard verschliesst sich auch der SEV nicht vor neuen Technologien. Sinnvoll eingesetzt, können sie uns wertvolle Dienste leisten. Es kann aber nicht sein, dass die physischen Verkaufsstellen mit verkürzten Schalteröffnungszeiten und langen Warteschlangen unattraktiv gemacht und schliesslich geschlossen werden, zumal auch die Online-Dienste der SBB nicht tadellos funktionieren.

Wenn das Verkaufspersonal angewiesen ist, Kundinnen und Kunden beim Ticketkauf am Billetautomaten oder über die App zu unterstützen, statt ihnen die gewünschten Dienste am Schalter zu erbringen, dann ist die Enthumanisierung bereits in vollem Gange. Es drohen Bahnhöfe ohne Gesichter, unpersönliche Orte, die das subjektive Sicherheitsgefühl massiv beeinträchtigen. Und einmal mehr treibt die SBB den Service-Abbau voran.

Auch verschiedene kantonale Interpellationen (bisher in den Kantonen Jura, Neuenburg, Genf und Waadt) haben das Thema aufgenommen. Der SEV wird den politischen Verlauf dieser Vorstösse weiterhin gespannt verfolgen.

Chantal Fischer

Standorte

Die SBB schliesst 2018 neun ihrer Verkaufsstellen. Folgende Standorte sind betroffen:
Deutschschweiz: Basel Euroairport, Turgi, Erlenbach ZH, Zürich Tiefenbrunnen, Münchenbuchsee und Küssnacht am Rigi.
Romandie: St-Maurice, Renens EPFL, Palézieux (wird von den TPF übernommen).

Kommentare

  • Daniela

    Daniela 29/06/2018 11:10:11

    Es geht nicht ohne Bahnschalter! Noch lange nicht alle können und wollen ihr Ticket online lösen. Ich finde es überhaupt nicht gut, dass man die Spartageskarten oder Sparbillette Schweiz nur online lösen kann. Hatte schon manche Kunden, die gerne eine Spartageskarte gehabt hätten. Als ich ihnen mitteilte, das es nur online geht schaute ich in enttäuschte Gesichter! Sehr schade, dass man damit gewisse Personen benachteiligt.