Die Durchmesserlinie in Zürich ist eröffnet
Weiterer Bahnausbauschritt
Die «Durchmesserlinie» bzw. der Weinbergtunnel als ihr wichtigstes Element ist eröffnet worden. Sie bringt eine markante Kapazitätssteigerung auf der West-Ost-Achse.
Am vorletzten Samstag lud die SBB im Hauptbahnhof Zürich zum grossen Fest: sie übergab der Bevölkerung den neuen Bahnhof Löwenstrasse und liess sie erstmals den neuen Weinbergtunnel durchfahren. 200 000 Besucher/innen sollen der Einladung gefolgt sein und 10 000 fuhren mit dem «Tunnelturbo» durch den nigelnagelneuen Tunnel, womit alle Fahrten ausgebucht waren, wie die SBB stolz vermeldete. Am vorangehenden Donnerstag hatte die offizielle Eröffnung für die Vertreter/innen der Politik, der Partnerfirmen und die Medien stattgefunden.
Epizentrum des Eisenbahnnetzes
Die Freude über das «nach sieben Jahren Bauzeit pünktlich und unter Einhaltung der Kostenvorgaben» in Betrieb genommene Werk war allseits gross. Der Kanton (Regierungsrat Ernst Stocker) rühmte sich, dass nur dank seiner Vorschussfinanzierung die Realisierung möglich geworden war. Der Bahnhof Zürich sei das Epizentrum des Schweizer Eisenbahnnetzes. Die gut zwei Milliarden, die das Bauwerk gekostet hat – zwei Drittel bezahlt der Bund, ein Drittel der Kanton –, rechtfertigte er mit dem Argument: «Die vorhandenen Mittel müssen dort eingesetzt werden, wo sie den grössten Nutzen bringen.»
«Zürich ist eine öV-Stadt»
Die Stadt (Stadtpräsidentin Corine Mauch) freute sich über den Ausbau beim öffentlichen Verkehr und den damit verbundenen «Standortvorteil» für Zürich: «Zürich ist eine öV-Stadt.» Bundesrätin Doris Leuthard fand, «was für Zürich gut ist, ist gut für das ganze Land», die Durchmesserlinie bringe «eine Verbesserung für den öffentlichen Verkehr» an einem Ort, wo in einigen Jahren täglich eine halbe Million Menschen passieren würden. Leuthard war begeistert von der «Meisterleistung» und dankte «für den Chrampf» der Arbeiter.
Dank an die «Orange Army»
SBB-CEO Andreas Meyer wies auf die kürzeren Fahrzeiten, den gestiegenen Komfort und die zusätzlichen Verbindungen und damit auf den Nutzen für die Kund/innen hin. In einem Satz seines Referates kam er auch noch auf die Bauarbeiter zu sprechen, die die Durchmesserlinie gebaut haben, auf die «Orange Army», wie sie in einem Fernsehbeitrag von CNN genannt worden waren: «Ich möchte der Orange Army ein grosses Dankeschön sagen.» Sonst klang in Meyers Worten vor allem der Stolz: «Wir haben die besten Leute», stellte er fest, und meinte damit die Ingenieure. Der Bau der Durchmesserlinie habe vor sieben Jahren begonnen, und ebenfalls vor sieben Jahren sei er zur SBB gekommen. «Heute», fand Meyer, «sind wir alle ein bisschen Durchmesserlinie.»
Nutzen für das Personal
Für die Fahrgäste bedeutet der neue Bahnhof Löwenstrasse vor allem neue (kürzere) Umsteigewege, Kundenlenker weisen ihnen den Weg. Was aber bedeutet der neue Bahnhof für das Personal, insbesondere für die Lokomotivführer? Laut LPV-Zentralpräsident Hans-Ruedi Schürch bringt die neue Linie «völlig neue Fahrpläne, 60 % der Touren in der Ost- und Zentralschweiz ändern». Dies ist aber nicht nur schlecht: «Durch die erhebliche Fahrplanumgestaltung am linken Zürichsee-ufer entstehen längere Wendezeiten etwa in Pfäffikon, die für verschiedene Bedürfnisse schon lange gewünscht waren. Bei 200 Meter langen Kompositionen braucht es bei der Richtungsänderung zwei Führer, was nun wegfällt.» Für Kollegen in Winterthur und Ziegelbrücke bringt die DML aber eher eine Monotonisierung. Noch befahren die neue Strecke nur die S-Bahn-Lokomotivführer (Linien S2, S8 und S14), der Fernverkehr befährt den neuen Bahnhof erst ab dem 13. Dezember 2015. Dann werden es täglich 460 Züge sein: 140 im Fernverkehr und 320 S-Bahn-Züge.
pan.