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GAV-Konferenz SBB und SBB Cargo

«Wir bewegen den öV mit Herzblut»

Angeregt diskutierten 130 Delegierte von SBB und SBB Cargo an der 2. GAV-Konferenz 2024 über die Zukunft des GAV. Sie trafen sich am 8. Oktober 2024 in der Unia im Berner Egghölzli. Einstimmig beschlossen sie, dass die Bereichspezifischen Arbeitszeitregelungen (BAR) weiterhin integraler Bestandteil des GAV sein sollen.

«Wir wollen den Gesamtarbeitsvertrag verlängern und verbessern», sagt SEV-Vizepräsident Patrick Kummer, der die GAV-Konferenz von SBB und SBB Cargo leitet. Das hatten die Delegierten an der letzten Konferenz beschlossen, und an diesem Beschluss hat sich nichts geändert. Bis Ende Oktober 2024 können die Sozialpartner den GAV einseitig kündigen. Dann müsste ein neuer GAV verhandelt werden. Gibt es keine Kündigung verlängert sich der aktuelle GAV automatisch, könnte aber jährlich gekündigt werden. Eine Möglichkeit wäre auch, den GAV um eine klar zu definierende Laufzeit zu verlängern.

Die BAR gehören zum GAV

In den letzten Wochen hat die SBB mit der Forderung, die BAR vom GAV zu entkoppeln, für Unsicherheit gesorgt. Juristisch ist das aus Sicht des SEV nicht möglich, ausser die SBB kündigt den GAV. Die BAR können jederzeit neu verhandelt, aber weder einseitig noch unabhängig vom GAV gekündigt werden. «Es macht Sinn, dass die BAR an den GAV gekoppelt bleiben», erklärt SEV-Gewerkschaftssekretär Jürg Hurni, der den Anwesenden die Hintergründe der BAR erläutert. Ohne BAR wäre es beispielsweise für das Lokpersonal, für Kundenbegleiterinnen oder für Transportpolizisten nicht möglich so zu arbeiten, wie sie heute arbeiten. Die Arbeitszeitregelungen sind bereichsspezifisch, weil jede Berufsgruppe im Alltag mit anderen Herausforderungen bezüglich Arbeitszeit konfrontiert ist.

«Ich weiss schon, warum die SBB die BAR kündigen will», sagt ein aufgebrachter Kollege. «Die SBB will uns auspressen wie Zitronen. Das lassen wir nicht zu.» Die Anwesenden applaudieren. Die Diskussionen sind angeregt, die Voten der Delegierten zuweilen kämpferisch: «Manchmal vergisst das Unternehmen, dass wir den öV in diesem Land mit Herzblut bewegen.»

Einstimmiger Entscheid

«Wir sind im Sinne einer gelebten Sozialpartnerschaft stets bereit, einzelne BAR zu verhandeln», sagt Patrick Kummer. Aber für den SEV ist klar, dass für Änderungen an den BAR weiterhin ein sozialpartnerschaftlicher Konsens nötig sein muss. Um Klarheit zu schaffen – auch gegenüber dem Sozialpartner SBB – stimmen die Delegierten über die Frage ab: «Sollen die BAR weiterhin integraler Bestandteil des GAV sein?» Das Verdikt ist eindeutig: Alle Delegierten stimmen Ja.

Ebenfalls klar für die Anwesenden ist, der GAV muss verbessert werden. «Personalmangel und in gewissen Bereichen eine hohe Fluktuation. Das kommt nicht von ungefähr», sagt ein Kollege. «Vereinbarkeit, Gesundheitsschutz etc., es gibt viele Themen, wo noch etwas passieren muss.» Für die Delegierten ist offensichtlich, dass es beim GAV viele Baustellen gibt. Zahlreiche Vorschläge wurden an der letzten GAV-Konferenz im April diskutiert und beschlossen. «Sollte die SBB den GAV tatsächlich auf Ende Oktober kündigen, sind wir vorbereitet», sagt Patrick Kummer.

Lohnforderungen

Auch die Lohnverhandlungen 2025 sind Thema an der GAV-Konferenz. Der SEV fordert von der SBB den Ausgleich der aktuellen Teuerung und der in den letzten beiden Jahren aufgelaufenen Teuerung sowie die Sicherstellung der individuellen Lohnentwicklung gemäss Lohnsystem.

 

Nachtrag 29.10.2024

Nach der GAV-Konferenz haben Patrick Kummer und Markus Jordi, Leiter Human Resources SBB, wieder bilaterale Gespräche über die Zukunft des GAV aufgenommen. Die Gespräche sind im Moment noch am laufen.