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Die Schiffsleute vom Lago Maggiore warten seit dem Streik noch immer auf konkrete Zusagen, trotz Garantien der Tessiner Regierung

Aufreibende Geduldsprobe für das NLM-Personal

Die Zeit vergeht, doch die Angestellten der Langensee-Schifffahrtsgesellschaft NLM warten noch immer auf die Umsetzung der Zusicherungen, die ihnen der Kanton in seiner Rolle als Vermittler und Garant im Juli zur Beendung des Streiks gemacht hat: Weiteranstellung aller Mitarbeitenden inkl. Saisonniers, Weiterführung der bisherigen Lohnbedingungen im Jahr 2018 und Aushandlung eines GAV für 2019. Das muss das neue Konsortium von NLM und SNL (Luganersee) umsetzen. Doch das Treffen vom Montag mit Agostino Ferrazzini, Chef der SNL und des Konsortiums, räumte die Sorgen des Personals nicht grundsätzlich aus.

Blenden wir kurz zurück: Am 11. Oktober fand im Grossratsgebäude in Bellinzona eine Sitzung zur Zukunft des Schifffahrtsangebots auf dem Lago Maggiore statt. Es resultierte eine Medienmitteilung, die klar festhielt, dass die Weiteranstellung des NLM-Personals ab 1. Januar gesichert sei. Die Società Navigazione Lugano (SNL) vertraten CEO Agostino Ferrazzini, Galionsfigur des künftigen Konsortiums von NLM und SNL, und Alen Vukic.

Doch einen Monat später haben die NLM-Angestellten, die seit ihrer Entlassung im Juli auf Nadeln sitzen, noch immer keine Bestätigung ihrer Übernahme durch das Konsortium erhalten. Der Nebel über ihrer beruflichen Zukunft hat sich noch immer nicht gelichtet.

Das NLM-Personal beschloss daher am 13. November, den SNL-CEO zu einem Gespräch einzuladen. Dieses informelle Treffen von Agostino Ferrazzini mit den NLM-Angestellten und Gewerkschaftsvertretern fand am 20. November statt.

Treffen mit Agostino Ferrazzini

Der SNL-CEO erklärte sich bereit, einen neuen GAV auszuhandeln – was der Kanton ja von allen Unternehmen verlangt, die von ihm Leistungsaufträge erhalten wollen. Ansonsten blieb Agostino Ferrazzini aber unkonkret.

«Die vollständige Unsicherheit bereitet dem Personal grosse Sorgen», sagt SEV-Gewerkschaftssekretär Angelo Stroppini. «Viele sind darüber enttäuscht – wie könnte es anders sein? – und verstecken ihren berechtigten Unmut nicht. Das bestehende NLM-Personal fühlt sich im Stich gelassen. Und das ist wirklich schade, auch weil die Schiffe des künftigen Konsortiums ohne Personal nicht verkehren können.»

Angelo Stroppini hält Ferrazzini ausgeprägtes unternehmerisches Können zugute, spricht aber Klartext: «Dieses Warten ist für das Personal wirklich aufreibend, die Verzögerungstaktik führt bei ihm zu Besorgnis und Unruhe.» Kurz, die Umsetzung der präzisen Versprechen, die dem Personal gemacht und von Kanton und Gewerkschaften in einer offiziellen Vereinbarung besiegelt wurden, sind vorläufig total blockiert. «Während sich technische Sitzungen jagen wie Ministertreffen, wird das NLM-Personal weiter auf die Folter gespannt. Es muss befürchten, dass für die Folgen dieser Verspätungen niemand die Verantwortung übernimmt . Jeder versucht, den schwarzen Peter den anderen zuzuspielen.»

Niemand ist verantwortlich

Diesen Eindruck hat das Treffen vom Montag bestätigt: Niemand ist verantwortlich dafür, dass die NLM-Angestellten im Schweizer Seebecken weiter auf klare Zusagen zu ihren beiden Hauptanliegen warten müssen: dass die Festangestellten und Saisonniers vom Konsortium übernommen werden und dass ihr aktuelles Lohnniveau im Jahr 2018 weiter gilt. «Die NLM-Mitarbeitenden wollen zu ihrer Zukunft endlich Klarheit», sagt Angelo Stroppini. «Nicht nur schöne Worte und Schulterklopfen, denn davon kann man nicht leben. Man denke daran, dass hinter jedem und jeder Angestellten Partner/innen und Kinder stehen, die seit Monaten ebenfalls in Unsicherheit leben.»

Die NLM-Mitarbeitenden, die ihre Stellen weiterhin mutig verteidigen, haben es verdient, wieder festen Boden unter die Füsse zu bekommen, auf dem sie ihre berufliche und persönliche Zukunft aufbauen können.

Françoise Gehring/Fi