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Auf den Spuren von ...

Aurélien Mouche, Lokführer im Jura

Fotos Yves Sancey.

Aurélien Mouche kam 2009 zu den Chemins de fer du Jura (CJ) und ist seit 2010 Lokführer. Er liebt seinen Beruf. Der sympathische 35-Jährige hat sich schnell in den Vorstand der VPT-Sektion Jura integriert, den er mit Geduld und dem nötigen Know-how leitet. Im Führerstand seines kleinen roten Zuges durchqueren wir die Freiberge und die wichtigsten Etappen seines Lebens.

Es ist wunderschön, durch das Val-de-Ruz nach Tramelan zu fahren, wo ich mich am Bahnhof mit Aurélien Mouche verabredet habe. Die Wälder zeigen die gesamte Palette der Herbstfarben: gelb, ockerfarben, orange und weinrot. Aurélien, der nach der Mittagspause den Dienst antritt. empfängt mich mit einem breiten Lächeln.

Nachdem er die Streckeninformationen studiert und mit dem Kollegen, den er ablöst, einige Worte gewechselt hat, besteigen wir den Führerstand eines roten Zuges mit dem CJ-Logo. Ein paar Handgriffe und wir starten. «Man ist wirklich mitten in der Natur.» Die Landschaften ziehen an uns vorbei, eine schöner als die andere. Durch die grossen Höhenunterschiede kann es an manchen Stellen steiler werden. «Bei den CJ macht das Gefälle die Geschwindigkeit aus», fasst er zusammen.

Während der Fahrt überquert der Zug immer wieder die Grenze zwischen dem Jura und dem Berner Jura. Ganz wie in Auréliens Schulzeit. Mit seinem älteren Bruder und seinen Eltern, die beide Lehrkräfte waren, verbrachte er seine gesamte Kindheit und Primarschulzeit in Les Genevez (JU), wo er auch seine ersten Abfahrten am Dorfskilift wagte. Die Sekundarschule war dann in Bellelay (BE), und die Lehre als Polymechaniker in Lajoux (JU). «Danach habe ich in einem Jahr die Berufsmatura in Moutier (BE) absolviert. Dann musste ich lange nachdenken, wie es weitergehen soll. In der Fabrik fand der Chef, dass ich etwas zu viel aus dem Fenster schaue. Und dann ... habe ich eine neue Berufswahl getroffen», lacht er. «Ich wollte nicht länger drinnen eingesperrt sein. Ich sah, dass sie bei der SBB Lokführer suchen. Ein Kollege hat mir gesagt, ich solle lieber zur CJ kommen. Dort sei man viel unabhängiger, und es herrsche ein sehr entspanntes Arbeitsklima. Das stimmt tatsächlich. Wir sind ein gutes, eingespieltes Team und machen viele Dinge zusammen. Ich habe hier meine Kumpels.»

Wir kommen in Tavannes an. Aurélien steigt aus, um die Signale einzuschalten, damit wir wieder in die andere Richtung fahren können. Wir wechseln die Lokomotiven von einem neueren zu einem älteren Modell. Die Zeit vergeht wie im Flug. Die Bahnhöfe ziehen an uns vorbei: Le Noirmont, Saignelégier und Glovelier.

Es gibt eigentlich keine typischen Arbeitstage. Die Fahrpläne ändern sich täglich mit einer Rotation über acht Wochen. Diese verläuft im Allgemeinen nach der sogenannten «Tour-chalet»: Man beginnt abends um 17 Uhr und fängt dann die anschliessende Tour immer etwas früher an, bis man bei der Frühschicht landet, die um 5 Uhr beginnt. «Bei den CJ haben wir eine Dienstplankommission und es sind die Zugbegleiter, die die Rotation machen und sie den Planern vorlegen», erklärt er. «Wir wissen ein Jahr im Voraus, wann wir arbeiten. So kann sich meine Freundin, die als Krankenschwester in der Klinik in Le Noirmont ebenfalls unregelmässig arbeitet, auf meine Freitage einstellen. Wir versuchen, zur gleichen Zeit zu arbeiten.»

Aurélien engagiert sich für soziale Gerechtigkeit und die Arbeitnehmerrechte, was ihn rasch zum SEV führte, und nach sechs Monaten auch in den Vorstand des VPT Jura, den er nun seit acht Jahren präsidiert. «Bei den CJ sind die Lokführer zu 100 % gewerkschaftlich organisiert», betont er stolz. Er versteht es, geduldig zuzuhören und seine Sektion zu motivieren. Auch im Rest des Unternehmens ist der gewerkschaftliche Organisationsgrad sehr hoch. Aurélien stieg mit 21 Jahren in die Politik ein und war 12 Jahre Mitglied der Exekutive seines Dorfes. Er hat dabei viel gelernt und zusammen mit einem Kollegen die PdA-Sektion der Freiberge gegründet. Mit diesem Engagement in der Politik und im SEV sind seine Abende voll!

Als Tüftler und Alleskönner verbringt Aurélien seine Freizeit seit zehn Jahren damit, einen alten Bauernhof aus dem Jahr 1583 in Les Genevez zu renovieren. «Ich bin erst nach sechs Jahren dorthin gezogen, als der Grossteil der Arbeiten erledigt war.» Er liebt die Weite der Freiberge: «Wenn ich aus dem Haus gehe, bin ich nach ein paar Metern schon in der Natur. Ich suche gerne Pilze, gehe oft mit meiner Freundin wandern. Mit meinem Kollegen und Bergführer Jean-Marc Castella haben wir ein gutes Dutzend Viertausender gemacht, darunter den Eiger.»

Schon ist die Zeit um. Heute Abend wird Aurélien eine Versammlung leiten, die über die Lohntabelle und den GAV der CJ entscheidet und Christian Fankhauser verabschiedet. «Morgen habe ich frei, da kann ich entspannen!» Dann kommt schon die nächste VPT-Versammlung.

Yves Sancey
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Kommentare

  • Jean-Michel PANTET

    Jean-Michel PANTET 24/11/2023 11:42:13

    Un super collègue que j'ai rencontré lors des rencontres SEV. Aurélien est un collègue jovial et une sympathie que beaucoup de personnes qui le connaisse sont aux courants. Salutations de Jean-Mi