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Zugverkehrsleitende SBB: SEV erzielt ersten Erfolg

Angehende Zugverkehrsleiter:innen in der BZ Mitte während der Fachausbildung. Foto: SBB-BZ Mitte

Seit Jahren ist für den SEV klar, dass es im ganzen Berufsumfeld der Zugverkehrsleiter:innen mit ihren verschiedenen Rollen in der Kernfunktion und in weiterführenden oder übergeordneten Funktionen einen grossen Handlungsbedarf gibt. Nun setzt die SBB eine der SEV-Forderungen um: Sie verbessert die Lohnentwicklung zu Beginn der ZVL-Berufslaufbahn massgeblich.

Schon 2021 wünschte der SEV ein Treffen mit der Führung FUB (Fahrplan und Betrieb), weil er bei mehreren Themen Verbesserungsbedarf für das Personal sah, fand aber bei jener Aussprache wenig bis gar kein Gehör. Seither führte der SEV immer wieder Diskussionen mit Personal, insbesondere aus den Betriebszentralen, und nahm sich 2023 vor, für das Personal in den BZ und in ZVL-Berufen konkrete Forderungen zu stellen und umzusetzen, denn er machte sich ernsthaft Sorgen um die personelle Situation in den BZ. Zum Beispiel die BZ Mitte arbeitet schon länger mit einer stellengekürzten Organisation, und in anderen BZ nimmt die Fluktuation problematische Ausmasse an. Mitte Juni 2023 gelangte der SEV schriftlich an die SBB und forderte substanzielle, sofortige Verbesserungen.

Juni 2023: Forderungen des SEV

Nachdem bei den Lokführenden in einer ähnlichen Unterbestandsproblematik massiv eingegriffen wurde, wie auch im Rangierbahnhof Limmattal (RBL), sogar rückwirkend, vermisst der SEV vergleichbare Schritte bei den Betriebszentralen. Er sieht verschiedene Möglichkeiten:

  • Der Aufstieg der ZVL muss beschleunigt werden, respektive die Lohnentwicklung muss gerade in den ersten Jahren sichtbar verbessert werden.
  • Es braucht eine grundsätzlich bessere Entlöhnung für die Mitarbeitenden.
  • Die Situation der Disponenten Bahnverkehr BZ (DBZ) und ähnlicher neu entwickelter Funktionen muss geklärt und honoriert werden.
  • Teilzeitmitarbeitende dürfen im Aufstieg nicht benachteiligt werden.
  • Mehrsprachigkeit soll besser honoriert werden.

Diese Punkte waren nicht abschliessend, und der SEV ist offen für andere Wege zum Ziel, aber für ihn besteht dringender Handlungsbedarf. Gleichzeitig sollte die Situation in den RB überprüft werden. Parallel dazu machte der SEV die SBB auch darauf aufmerksam, dass bei Stellen der Planung innerhalb von FUB unterschiedliche Einreihungen vorhanden sind. Diese tieferen Einreihungen sind heute nicht nachvollziehbar und sollten überprüft und angepasst werden.

Lohnanpassungen per 1. September

Schon kurz nach Eingang der SEV-Forderungen waren die SBB-Verantwortlichen zu Gesprächen bereit, die sich als erstaunlich konstruktiv erwiesen. Im Gegensatz zu 2021 signalisierte die Führung FUB, dass sie durchaus auch Handlungsbedarf in gewissen Bereichen erkennen könne. Schon Mitte August fand das nächste Treffen statt. Dabei erklärte sich die SBB bereit, eine wesentliche SEV-Forderung umzusetzen: nämlich die Lohnentwicklung zu Beginn der Berufslaufbahn ZVL massgeblich zu verbessern und beschleunigen. Das ist für diese Gruppe eine grundsätzliche und erfreuliche Verbesserung. Konkret gibt es für 120 Kolleg:innen ab 1. September positive und auch nachhaltige Lohnanpassungen von 300 bis 4000 Franken, und die Ausbildungslöhne werden angehoben. Das sind eindeutig mehr als «punktuelle» Anpassungen, wie die SBB intern kommunizierte. Hier untertreibt sie für einmal ihre eigenen Verbesserungen. Diese sind sehr wichtig, damit überhaupt genügend Personal gefunden werden kann und damit dieses wenn möglich nicht gerade wieder abspringt. Das soll die Personalbestände bei FUB sichern. Die aktuellen Schwierigkeiten führen u. a. zu schlechter Planbarkeit, zusammengelegten Touren und weiteren negativen Folgen.

Wie weiter?

Es ist erfreulich, dass eigentlich zum ersten Mal seit der neuen BZ-Landschaft substanzielle Verbesserungen erfolgen. Bisher verneinte die Führung FUB einen Anpassungsbedarf zugunsten des Personals – und damit auch, dass es grundsätzliche Probleme gibt. Es ist gut und nötig, zu Beginn der Laufbahn zu handeln. Aber dabei kann und darf es nicht bleiben.

Der SEV sieht klar weiteren, breiteren Handlungsbedarf und hat diesen den Verantwortlichen FUB im August aufgezeigt. Die SBB verneinte zuerst eine Notwendigkeit, doch der SEV konnte immerhin erreichen, dass mehrere Themen nun weiterverfolgt und in anderem Kontext überprüft werden. Der SEV wird bei allen aufgezeigten Themen weiter Druck machen. Wir sind überzeugt, dass diese Anliegen alle begründet sind: Für die Mitarbeitenden wichtig, für das Funktionieren der Organisation nötig und für die Zukunft des Betriebs unabdingbar.

SEV
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Wir bleiben dran

Kommentar von Urs Huber, Gewerkschaftssekretär und Leiter SEV-Team Infrastruktur

Endlich. Das muss man sagen. Endlich wurde mal anerkannt, dass es auch bei FUB, insbesondere beim Bereich Betrieb, Handlungsbedarf zugunsten des Personals gibt. Eine konkrete Umsetzung auf den 1. September nach den SEV-Forderungen im Juni, das ist für SBB-Verhältnisse schon fast Überschall!

Zwar erfahren vorerst «nur» Mitarbeitende am Anfang der Laufbahn eine Verbesserung. Aber immerhin, ein erster wichtiger Schritt ist getan. In die richtige Richtung, aber für den SEV natürlich für zu wenige. Wir sind aber froh, denn diese Gruppe leidet auch am heutigen «lahmen» Lohnsystem, wo sogar der normale Aufstieg bei jeder Lohnverhandlung von neuem erkämpft werden muss. Und bessere Rekrutierung und weniger Abgänge helfen allen Mitarbeitenden.

Aber trotzdem: Auf diesen ersten Schritt muss mehr folgen. Es darf auch nicht sein, dass die langjährigen, treuen Mitarbeitenden in diesen Funktionen stehengelassen werden. Sie sind die tragenden Säulen in den BZ, Rangierbahnhöfen und weiteren Stellen. Der SEV bleibt dran. Dass verschiedene Forderungen weiterverfolgt werden, ist unbedingt nötig.