| Aktuell / SEV Zeitung

Verkehrspolitik

Elektrobus statt Zug

Jean-Claude Cochard, pensionierter Eisenbahner und unermüdlicher SEV-Aktivist, kämpft für den Erhalt des «Régional», der Bahnlinie zwischen Le Locle und Les Brenets im Neuenbuger Jura. Die Schmalspurbahn soll ab dem Fahrplanwechsel 2025 durch einen Elektrobus ersetzt werden. Auch die «Association du Régional Les Brenets–Le Locle» (ARBL) steht dem Projekt skeptisch gegenüber und hat gerade eine Umfrage bei der Bevölkerung und bei den Fahrgästen lanciert.

Der Waadtländer Gewerkschafter hat die Entscheidung der Behörden noch immer nicht verdaut. Im Sommer 2020 verkündeten das Bundesamt für Verkehr (BAV), der Kanton Neuenburg und die betroffenen Gemeinden, dass der «Régional» nicht erneuert, sondern durch einen Bus ersetzt werde. Die Bahn müsste aus verschiedenen Gründen erneuert werden, beispielswiese weil sie nicht mehr den Vorgaben des Behindertengleichstellungsgesetz entspricht und gewisse Sicherheitsmängel aufweist. Gemeinsam mit der Betreiberin der Bahn, TransN, hatten die Behörden verschiedene Varianten geprüft, worunter die Renovation der bestehenden Bahnlinie oder die Umwandlung der Meterspur in eine Normalspur. Am Schluss entschieden sie sich für den Elektrobus mit der Begründung, dieser habe das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis. Statt 35 bis 45 Millionen Franken müssten nur 15 Millionen für die Erneuerung der Strecke investiert werden. Ausserdem könne dank dem Bus der Halbstundentakt statt dem Stundentakt eingeführt werden.

Jean-Claude Cochard steht diesen Argumenten kritisch gegenüber: «Wenn man den Bus nehmen muss, kann man auch gleich mit dem Auto in die Region kommen!» Er stellt das Vorhaben in den Kontext des Klimawandels: «Man muss auf die jungen Leuten der Klimastreikbewegung hören. Der Energievorteil der Eisenbahn ist offensichtlich. Die Vollkosten der Busse hingegen werden nicht einberechnet. Diese haben eine kürzere Lebensdauer, die Anschaffung und der Unterhalt sind teuer und die Abnutzung ist gross. Gleichzeitig stellt der Bund 500 Millionen für die Autobahnumfahrung von Le Locle zur Verfügung. Die Behörden messen mit zweierlei Mass: Sie bauen weiterhin Strassen, verweigern kostenlosen öffentlichen Verkehr und sie kriminalisieren junge Klimaschützer:innen, die in Banken demonstrieren.» Ausserdem befürchtet er, dass die Region mit der Schliessung der historischen Bahnstrecke eine touristische Attraktion verliert. Ein weiterer Kritikpunkt von Jean-Claude Cochard ist, dass die 15 Millionen für den Ersatzbus aus dem Eisenbahninfrastrukturfonds genommen werden. Anders sieht es das BAV. In einer juristischen Analyse von 2020 hält es fest: «Wir kommen zum Schluss, dass nicht nur die Stilllegung einer Eisenbahninfrastruktur aus dem Bahninfrastrukturfonds finanziert werden kann, sondern auch eine Umwandlung in eine andere Betriebsform des öffentlichen Verkehrs.»

Die ARBL ist ebenfalls nicht völlig überzeugt vom Busprojekt, auch wenn es einzelne Vorteile bietet: «Die Erhöhung des Taktes sowie die bessere Anbindung des Dorfes (Les Brenets), gekoppelt mit der Verbesserung der Barrierefreiheit, bringt eine starke Verbesserung der Qualität des Angebots innerhalb des Dorfes mit sich. In den Augen der ARBL ist das Projekt in seiner jetzigen Form jedoch lückenhaft, unvollständig und unbefriedigend.»

Der Verein führt nun eine Umfrage bei der Bevölkerung und den Fahrgästen durch. Allerdings bleibt es offen, ob sich der Kanton Neuenburg noch umstimmen lässt. Der zuständige Neuenburger Regierungsrat Laurent Favre pocht weiterhin auf die Umsetzung des Projekts. Eine grössere Opposition gegen die Schliessung der Bahnlinie scheint es (noch) nicht zu geben..

Vivian Bologna / Übersetzung: Michael Spahr

Kommentare

  • Claude Andre Cuche

    Claude Andre Cuche 17/02/2022 15:31:07

    Hello Laurent Juillerat; Je te soutient totalement dans tes propos !
    Claudy Cuche