Ohne uns!

Wettbewerb

Hauptpreis des Wettbewerbes «Ohne uns …» ging an Marlise Devald

Manchmal richtet es der Zufall schön: es hätte wohl kaum eine würdigere Person treffen können für den Hauptpreis in unserem Wettbewerb «Ohne uns …» als Marlise Devald. Die Basellandschäftlerin stammt aus einer Eisenbahnerfamilie und ist seit 40 Jahren mit einem Mann aus dem damaligen Jugoslawien verheiratet. Sie kennt daher einige der Schwierigkeiten aus eigener Erfahrung, denen Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz ausgesetzt sind.

Beinahe wäre es uns nicht gelungen, unsere Wettbewerbssiegerin Marlise Devald aufzuspüren, weil sie gerade längere Zeit in Slavonien verbrachte, der Heimat ihres Mannes Anton. Das wäre wirklich schade gewesen, wie sich herausstellte, als wir Frau Devald anlässlich der Preisverleihung persönlich kennen lernten. Sie ist eine würdige Gewinnerin des «Ohne uns …»-Hauptpreises.

Eisenbahnerfamilie

Die ehemalige Primarlehrerin Marlise Devald – nach 40 Jahren im Schuldienst ist sie heute pensioniert – stammt aus einer Eisenbahnerfamilie. Ihr Vater war sein Leben lang Eisenbahner. Er arbeitete als Stellwerkmonteur und war auch für den Unterhalt der Weichen verantwortlich, bei denen das Schmieren noch nicht automatisch geschah. Ihr Bruder machte eine Ausbildung als Betriebsdisponent und arbeitet immer noch bei der SBB. Und da auch einer ihrer Schwiegersöhne bei der Bahn arbeitet, scheint sich diese Tradition in der Familie zu halten.

Von unserem Wettbewerb hat Marlise Devald durch ihre Mutter erfahren, zu deren Unterstützung sie öfter zu Besuch ist. Als Eisenbahnerwitwe ist sie immer noch SEV-Mitglied und bekommt regelmässig kontakt.sev. Beim Durchblättern der Zeitung wurde Frau Devald auf unsere Kampagne aufmerksam.

Erfahrungen mit Migrationsproblematik

Durch ihre Heirat mit einem Mann aus dem damaligen Jugoslawien «durfte» Marlise Devald am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, auf Ablehnung und Misstrauen zu stossen oder Schwierigkeiten mit den Behörden zu haben. So musste sie sich bei der Heirat extra bemühen, ihren Schweizer Pass behalten zu dürfen. Man stelle sich vor, Männer hätten das im umgekehrten Fall auch müssen …

Marlise Devald betrieb zeitweise neben ihrer Arbeit zu Hause fast so was wie ein «Integrationsbüro», indem sie Immigranten aus Jugoslawien beim Verkehr mit den Behörden unterstützte. Sie half Ihnen beim Ausfüllen der richtigen Formulare und auch sonst mit Rat und Tat.

Für fremdenfeindliche Aeusserungen waren ihre Töchter sensibilisiert. Sie selbst hatten Glück, der Familienname Devald stammt aus der Zeit, als Slavonien noch zu Oesterreich-Ungarn gehörte. Die Mädchen hätten oft betont, wie froh sie seien, keinen –ic-Namen zu haben.

Beide Töchter sind inzwischen mit Männern verheiratet, die italienische Wurzeln haben. Wer weiss, vielleicht sind binationale Ehen in der Schweiz dereinst der Normalfall. Zu wünschen ist, dass sich das bald in einer gelasseneren Haltung der Schweizer gegenüber Ausländern ausdrückt.

Wettbewerb beendet

Mit der Übergabe des Hauptpreises an Frau Devald wurde unser Wettbewerb «Ohne uns …» offiziell abgeschlossen. Dies bedeutet allerdings nicht, dass das Thema nun abgehakt und bei uns ad acta gelegt würde. Selbstverständlich bleibt das Thema für uns aktuell: wir werden uns auch künftig gegen den alltäglichen Rassismus wehren und uns für die Rechte der Migrantinnen und Migranten einsetzen.

Bilder von der Preisvereleihung

Fotos: Jörg Matter, SEV