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Verkehrsgewerkschaften fordern Bahnchefs zu mehr Kontrollen auf

Am Rande des Kongresses der International Transport Worker’s Federation ITF in Sofia haben sich Vertreter der deutschsprachigen Gewerkschaften getroffen, um ihrer zunehmenden Besorgnis über die Sicherheit im Schienengüterverkehr Ausdruck zu verleihen.

Anlass dazu war der Unfall in Mannheim, bei dem ein Güterzug mit einem Eurocity kollidierte, wobei angenommen werden muss, dass menschliches Versagen des angemieteten Lokführers eine Rolle spielte. Die vier Gewerkschaften sind sich einig, dass der Mangel an Kontrollen im Schienengüterverkehr bezüglich Ausbildung, Fahrerlaubnis und der Fahrzeiten des Lokpersonals ein zunehmendes Problem im europäischen Eisenbahnwesen darstellen. Dazu Guy Greivelding, Präsident des luxemburgischen Landesverbandes und Präsident der Sektion Eisenbahn der ETF: „Wir fordern eine einheitliche Prüfungsverordnung, die die Mindestausbildung, die Prüfungsanforderungen aber auch die Qualifikation der Prüfer festschreibt.“
Die mangelnden Kontrollen sind auch bezüglich der Fracht ein Problem: im liberalisierten Schienengüterverkehr queren Güterzüge mit Gefahrgut mehrere Länder und dicht besiedelte Gebiete, bevor erstmals kontrolliert wird, ob die Beladung korrekt ist, und Frachtbriefe mit der realen Zugreihung übereinstimmen. Die Selbstkontrolle der Unternehmungen scheint nicht oder nur unzureichend zu funktionieren. Dietmar Weiss, österreichischer Bundessekretär Schiene, ist besorgt: „Als Minimum sind europaweit koordinierte Kontrollen notwendig, sowie digitale Tachographen: Arbeits- und Fahrzeiten im grenzüberschreitenden Verkehr müssen überprüfbar werden. “

Obwohl das europäische vierte Eisenbahnpaket zunächst einige Kontrollmechanismen vorsah, wurden im Laufe des politischen Prozesses alle Forderungen nach verstärkten Kontrollen gestrichen. „Der politische Wille, hier irgend etwas zu regulieren, scheint komplett zu fehlen, was wir nur verurteilen können. Jeder LKW-Fahrer hat regulierte Lenkzeiten, weshalb soll dies nicht auch für die Beschäftigten im Schienenverkehr gelten?“ wundert sich Giorgio Tuti, Präsident des schweizerischen SEV. Weiter Alexander Kirchner, Vorsitzender der deutschen EVG: „Im deregulierten Europa gibt es keine vernünftigen Kompetenzen und Zuständigkeiten bezüglich staatlicher Kontrollen, diese Schlupflöcher werden nach Kräften ausgenutzt.“

Die vier Gewerkschaften fordern daher ein Treffen mit den wichtigsten europäischen Bahnchefs mit dem Ziel, dass auch die Unternehmungen endlich ihrer führenden Rolle in der Entwicklung der Schiene in Europa gerecht werden. Nicht nur die Arbeitnehmer haben ein vitales Interesse daran, dass der Schienengüterverkehr auch unter geänderten Bedingungen sicher ist.