| Medienmitteilungen

Branchentagung des SEV

Schiffspersonal fordert Gesamtarbeitsverträge

Schifffahrtsunternehmen, die keinen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) haben, sollen noch im laufenden Jahr GAV-Verhandlungen aufnehmen. Dies fordert die gesamtschweizerische Versammlung von Vertretern des zu 80 Prozent im SEV organisierten schweizerischen Schiffspersonals.

An der „Branchentagung Schifffahrt“ des Schweizerischen Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verbandes (SEV) nahmen gestern in Luzern auf dem Motorschiff „Europa“ rund 40 Mitarbeitende der elf grössten Unternehmen der Schweizer Binnenschifffahrt teil. Sie verabschiedeten die Resolution „Für den Abschluss von Gesamtarbeitsverträgen bei den Schifffahrtsunternehmungen im Jahr 2008“ zuhanden ihrer Arbeitgeber.

Einen eigenen GAV haben heute erst die CGN (Genfersee) und die SNL (Luganersee). Bei den drei Unternehmungen BLS (Thuner- und Brienzersee), NLM (Langensee) und Zugerland Verkehrsbetriebe (Zugersee) untersteht das Schiffspersonal einem übergeordneten GAV für die ganze Unternehmung. „Es ist offensichtlich, dass die Branche Schifffahrt einen gewissen Rückstand beim Abschluss von GAV aufweist“, heisst es daher in der Resolution.

GAVs braucht es in der Schifffahrt auch, weil in dieser Branche spezielle Ansprüche an das Personal gestellt werden, insbesondere bei der Arbeitszeit. Die Mitarbeitenden müssen oft extrem lange Schichten leisten und zeigen sich auch sonst sehr flexibel gegenüber den Unternehmungen. Diese haben wegen den immer knapperen öffentlichen Geldern zumeist ein enges Budget und halten daher die Personalbestände möglichst tief. Ein GAV gibt in einem solchen Umfeld beiden Seiten die nötigen Sicherheiten. Das Personal ist vor einseitigen Vertragsänderungen geschützt, und die Unternehmungen können auf motivierte, engagierte Mitarbeitende zählen. GAV sind Ausdruck einer modernen Sozialpartnerschaft.

Personalmangel - und Saisonangestellte als Scheinlösung

Eine Umfrage an der Tagung zeigte, dass in der Schifffahrt das Arbeitsgesetz immer wieder verletzt wird, wobei die Wurzel dieses Übels letztlich der Personalmangel ist. Hier müssen die Unternehmungen ansetzen! Einige tun dies leider, indem sie vermehrt Personal mit Saisonverträgen anstellen, sogar als Schiffsführer. Dies mag sich kurzfristig rechnen, doch mittelfristig mangelt es in solchen Unternehmen rasch an gut ausgebildetem Personal, weil mit dem Weggang befristeter Angestellter laufend Know-how abfliesst. Auch identifizieren sich Festangestellte mehr mit dem Unternehmen. Vor allem aber lassen Saisonverträge die Betroffenen im Ungewissen über ihre berufliche Zukunft. Der SEV fordert die Unternehmen auf, die Zahl der Saisonangestellten zu begrenzen, mehr festes Personal anzustellen und mehr Geld in die Ausbildung zu stecken, die vielenorts im Argen liegt.


Weitere Auskünfte: 031-357 57 50 und 079-357 99 66,