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Die Luganersee-Schifffahrtsgesellschaft (SNL) will nicht mehr über die GAV-Erneuerung verhandeln

SNL setzt GAV auf den Grund

SEV und Syna haben von den Kollegen der SNL erfahren, dass die Direktion sie zusammengerufen hat, um ihr Vorhaben mitzuteilen, ein Firmenreglement auszuarbeiten.

Das Motorschiff Lugano ist soeben erneuert worden, der GAV dagegen nicht.

Die Wechsel an der Unternehmensspitze, insbesondere die Ernennung von Agostino Ferrazzini zum Präsidenten des Verwaltungsrats im Jahr 2014, haben einen entschieden neuen Wind ins Unternehmen gebracht. Davon zeugen verschiedene Veränderungen in der Werft, auf den Schiffen und beim Angebot im Allgemeinen. Die neue Führung hat inzwischen angekündigt, die Anstellungsbedingungen, die seit 2006 in einem Gesamtarbeitsvertrag geregelt sind, ebenfalls verändern zu wollen. Vor allem wünscht die Direktion im Lohnsystem eine Leistungskomponente.

Gestützt auf ein Mandat der Personalversammlung handelten SEV und Syna Anfang 2016 entsprechende GAV-Anpassungen aus. Doch im März 2016 unterbrach die Direktion die Gespräche und teilte Ende Juni mit, den GAV auf Ende 2016 kündigen zu wollen. SEV und Syna forderten sofortige Verhandlungen zur Erneuerung des Vertrags. Doch die ersten Gespräche mit der Direktion begannen erst Ende Oktober und die eigentlichen Verhandlungen erst Ende Januar 2017. Diese waren offen und konstruktiv und führten bis Mitte März sehr nahe an einen Abschluss heran. Doch dann rief die Direktion das Personal zusammen und teilte ihm mit, die Anstellungsbedingungen neu nur noch in einem Firmenreglement festlegen zu wollen.

Die Gewerkschaften haben bis Redaktionsschluss keine offizielle Mitteilung erhalten, aber alles deutet darauf hin, dass die SNL keinen GAV mehr will. Zwar wurde dem SEV mitgeteilt, dass die SNL einige wichtige gewerkschaftliche Forderungen aufnehmen wolle. Doch der Verzicht auf den GAV gibt der SNL die Möglichkeit, die Vertragsbestimmungen jederzeit einseitig abzuändern. Damit verliert das Personal jeden Schutz.

Die nächsten Wochen werden wohl zeigen, wie das Verhältnis zwischen der SNL und den Gewerkschaften SEV und Syna künftig aussehen wird. Dieses Verhältnis hat in den Jahrzehnten seiner Existenz etliche Hochs und Tiefs erlebt.

Natürlich ist der Verzicht der SNL auf ein so wichtiges Instrument wie den GAV der Qualität nicht förderlich. Ebenso klar ist, dass auf diese Weise festgelegte Arbeitsbedingungen nicht als Referenzgrösse dienen können.

Pietro Gianolli/Fi