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SBB will Cargo «sanieren» und «Railfit20/30» weiterführen

SEV warnt: Sparen kann sich rächen

Bei der SBB haben Personenverkehr, Infrastruktur und Immobilien im ersten Halbjahr eine gute Performance erzielt, Cargo aber 25 Mio. Verlust gemacht. Dort wurde bereits ein «Sanierungsprogramm» gestartet – zusätzlich zum «Effizienzprogramm» Railfit20/30. Dieses ist laut SBB «dringlich weiterzuführen». Doch zu viel und am falschen Ort zu sparen birgt Risiken.

Trotz erhöhtem Druck macht das SBB-Personal einen guten Job.

«Das Personal leistet unter schwierigen Bedingungen sehr gute Arbeit», sagt SEV-Vizepräsident Manuel Avallone. «Die SBB hat grösstes Interesse daran, dass dies so bleibt. Die Effizienzsteigerung darf nicht auf Kosten der Arbeitsbedingungen und der Sicherheit gehen, zum Beispiel in den Stellwerken. Und auch nicht auf Kosten der Gesundheit der Mitarbeitenden: Wir hören immer mehr nicht nur von Dienstälteren, sondern auch von Jüngeren, dass der Druck zu Burnouts und psychischen Problemen führt. Eine weitere Enthumanisierung der Bahnhöfe und Züge beschert der Kundschaft Serviceabbau und Unsicherheit, die sie letztlich vom Zugfahren abschreckt.»

Der für Cargo zuständige SEVGewerkschaftssekretär und Nationalrat Philipp Hadorn ergänzt: «Bei SBB Cargo sind Personal und Rollmaterial bereits jetzt knapp, was beim neuen Wagenladungsverkehr dazu führte, dass bei Problemen Reserven und Flexibilität fehlten. Wenn das Sparen zu so viel Leistungsabbau führt, dass die Kunden abspringen, droht eine Abwärtsspirale, die dem öffentlichen Interesse an möglichst viel Gütertransport auf der Schiene zuwiderläuft. Die Politik muss einsehen, dass SBB Cargo keine schwarze Null erzielen kann, schon gar nicht, wenn zur Dumpingkonkurrenz der Strasse weitere negative Einflüsse wie die Streckensperre bei Rastatt hinzukommen.»

Markus Fischer

SBB bleibt unter druck

Gute Halbjahreszahlen bei Personenverkehr, Infra und Immobilien – aber Defizit bei Cargo

Im Personenverkehr stieg das Halbjahresergebnis gegenüber der Vorjahresperiode von 29,9 auf 59,8 Mio. Franken. Dies vor allem dank der Preiserhöhung im letzten Dezember und der gestiegenen Erträge im internationalen Verkehr. Die Zahl der Fahrgäste nahm um 1,3% zu, die Zahl der Personenkilometer nur um 0,27%, dies zum Teil wegen der kürzeren Fahrwege durch den Gotthard-Basistunnel. Die Kundenpünktlichkeit und die Anschlusspünktlichkeit stiegen trotz Baustellen in der Westschweiz leicht an, ebenso die Kundenzufriedenheit.

Auch die Infrastruktur verbesserte ihr Ergebnis von –75,5 Mio. auf +15 Mio. Franken, u.a. dank tieferer Verwaltungskosten und erhöhter Produktivität. Das Ergebnis von Immobilien sank trotz höherer Mieterträge von 173 auf 127 Mio., weil weniger Immobilien verkauft wurden.

Dank dieser positiven Ergebnisse stieg das Konzernergebnis von 72 auf 152 Mio., und die verzinsliche Nettoverschuldung stieg noch leicht um 0,2% auf 8,834 Mia. an.

Railfit «zeigt Wirkung»

Dank dem «Effizienzprogramm» Railfit20/30 sei das Wachstum des operativen Aufwands auf 0,5% gedrosselt worden und die Zahl der Mitarbeitenden um 242 auf 32875 gesunken. «Die Dringlichkeit für weitere Einsparungen ist jedoch weiter gegeben», schreibt die SBB. «Dies zeigen das Ergebnis von SBB Cargo oder der steigende Betriebsaufwand durch Inbetriebnahmen wie z.B. den Gotthard-Basistunnel.»

Das 25-Mio.-Defizit von Cargo erklärt die SBB so: «Vor allem im Export-/Importverkehr war ein starker Einbruch zu verzeichnen, auch der Wagenladungsverkehr entwickelte sich rückläufig.» Die Desindustrialisierung führe zu Umsatzrückgang, beschleunigt durch den schwachen Euro. Dazu komme nun noch die Streckensperre bei Rastatt.

SBB Cargo sei für die Veränderungen im Markt nicht flexibel genug, habe noch zu hohe Strukturkosten und zu aufwendige Prozesse. Darum sehe ein «Sanierungsprogramm» bis 2020 nachhaltige Einsparungen von 80 Mio. vor.

Fi

Kommentare

  • Martinez Jose Luis

    Martinez Jose Luis 29/09/2017 11:16:20

    Et ils économisent combien Avec les rétrogradations ?