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Fragwürdige Umsetzung neuer Berufsbilder beim Personenverkehr SBB

SEV lehnt Rückstufungen ab

2774 Mitarbeitende des Bereichs Operating des Personenverkehrs SBB erhalten auf Ende Jahr neue Stellenbeschriebe, basierend auf neuen Berufsbildern. Für 727 bringt die neue Funktion ein höheres Anforderungsniveau, für 227 ein tieferes. Der SEV und die Personalkommission lehnen die Rückstufungen ab, weil er den Verdacht hat, dass die Anforderungen real gar nicht sinken, sondern nur auf dem Papier – das heisst in den Stellenbeschrieben. Und diese will die SBB nicht offenlegen…

Instandhaltungstechniker in der Serviceanlage Zürich-Herdern.

«Wir halten fest, dass die Auswirkungen auf die Mitarbeitenden nicht transparent dargestellt wurden», schreibt der SEV in seiner Stellungnahme vom 14. Juli zu den Stellenzuteilungen und Neueinreihungen aufgrund des Projekts «Berufsbilder Operating». Dieses hatte Operating (OP) den Sozialpartnern erstmals im Juni 2016 vorgestellt und der Personalkommission (Peko) ab September 2016 zur Mitsprache vorgelegt. Doch alle Inputs und Änderungseingaben der Peko wurden vollumfänglich ignoriert und in einer nicht nachvollziehbaren Stellungnahme vom Geschäftsbereich abgelehnt.

Im Rahmen des Projektes wurden zuerst neue Berufsbilder für die Berufsfelder Kaizen, Instandhaltung, Cleaning (Reinigung), Rangier und Logistik erarbeitet. Auf dieser Grundlage erstellten im Frühling 2017 HR-Spezialisten Stellenbeschriebe und legten deren Anforderungsniveaus fest. Danach teilten sie in einem ersten Schritt die Teamleiter/innen den neuen Stellenbeschrieben bzw. Funktionen zu, dann die Mitarbeitenden.

Rückstufungen nicht nachvollziehbar

Das Resultat wurde den Sozialpartnern am 22. Juni 2017 im Begleitgremium Berufsbilder OP präsentiert. Der SEV verlangte ein Konsultationsverfahren und kritisierte in seiner Stellungnahme vor allem die Rückstufungen und die mangelnde Transparenz – namentlich die Weigerung der SBB, dem SEV Einsicht in die Stellenbeschriebe zu gewähren. Denn ohne diese sind die Änderungen in den einzelnen Tätigkeiten der Funktionen nicht nachvollziehbar. Daher will der SEV die Stellenbeschriebe sehen.

Der SEV vermutet, dass auch die zurückgestuften Mitarbeitenden künftig im Vergleich zu heute eher höhere als tiefere Anforderungen erfüllen müssen. Auch stellte der SEV beispielsweise bei der Instandhaltungstechnik die Einteilungen in die neuen Technikerlevels 1 bis 4 infrage. Denn deren Abgrenzung ist in der Praxis nicht einfach, und der Stellenbedarf pro Level noch unklar.

Kein Entgegenkommen

Doch HR Personenverkehr hält an allen Rückstufungen fest, wie sie am 25. Juli dem SEV antwortete. Auch von Transparenz will HRP nichts wissen: «Gemäss den Gepflogenheiten der SBB stellen wir keine Rahmenstellenbeschreibungen zur Verfügung.»

Fragwürdige Zuteilungen

Intransparent war auch die Zuteilung der Mitarbeitenden auf die neuen Funktionen bzw. Stellen. Am 22. Juni erklärte HRP im Begleitgremium, es würden dafür vier Kriterien je zu 25% gewichtet: soziale Aspekte (u.a. Alter, Berufsjahre), Verhalten (u.a. arbeitsrechtliche Massnahmen), Ausbildung (u.a. Qualifikation) und Leistung (u.a. Personalbeurteilung). Der SEV verlangte am 14.Juli, das Kriterium «Verhalten» zu streichen, da es sich dabei um eine Führungsaufgabe handelt; Mitarbeitende bei der Umsetzung neuer Berufsbilder abzustrafen ist inakzeptabel.

Die SBB antwortete am 25. Juli, die Zuteilung sei «in erster Linie aufgrund der bisher ausgeführten Tätigkeiten und vorhandenen Qualifikationen» erfolgt. «Der Kriterienkatalog musste in einzelnen wenigen Bereichen angewendet werden – dort haben wir das Kriterium <Verhalten> für die Zuteilung nicht berücksichtigt.» SEV und Peko können jedoch viele Zuteilungen nicht nachvollziehen.

Infoveranstaltungen

Im August begann OP mit Infoveranstaltungen zu den Auswirkungen der neuen Berufsbilder für die Mitarbeitenden, nachdem die Teamleiter/innen schon früher informiert wurden. Seit Mitte August laufen Gespräche mit den betroffenen Mitarbeitenden.

Die Peko Fläche Zugbereitstellung organisiert ihrerseits Infoveranstaltungen, um über ihre Mitarbeit in diesem Projekt zu informieren, wie es der GAV SBB (Anhang 9, Art. 26) vorsieht, und um den Betroffenen Hilfestellung anzubieten. Der SEV wurde ebenfalls eingeladen, um rechtliche Fragen zu beantworten.

Die Veranstaltungen finden wie folgt statt:

21.8., SA Zürich Herdern, 16.30–17.30
22.8., Depot UAG, 16.00–17.00
22.8., SA (Serviceanlage) Zürich Herdern, 19.00–20.00
23.8., RZA (Reparatur-Zentrum Altstetten), 14.00–16.00
23.8., SA Oberwinterthur, 16.00–16.45
23.8., SA Zürich Herdern, 16.30–17.30
23.8., SA Oberwinterthur, 20.00–20.30
24.8., RZA, 14.00–16.00
28.8., SA Luzern
30.8., Bahnhof Basel, 11.00–13.00
30.8., SA Basel, 16.00–17.00

Allfällige weitere Daten folgen. Die Peko versucht vor allem in Genf und im Tessin noch Veranstaltungen zu organisieren.

Kontaktpersonen:

- Im Zentralsekretariat SEV: Enable JavaScript to view protected content.

- Seitens Peko und SEV-TS: Enable JavaScript to view protected content.

Markus Fischer

227 Rückstufungen

  • 13 Kaizen-Coaches, obwohl bei ihnen keine Aufgaben weg- fallen, sondern die Anforderungen sogar steigen;
  • 139 Instandhaltungstechniker bei der Zugbereitstellung (ZBS);
  • 37 Mitarbeitende in Cleaning-Funktionen der ZBS;
  • 2 Rangierspezialisten und 5 Lokführer Kategorie A40 in der ZBS und 1 Rangierspezialist im Bereich Fahrzeugindustrie (FZI);
  • 23 Instandhaltungstechniker in den Bereichen FZI und Materiallogistik (MLO);
  • 7 Logistiker bei der MLO.

Kommentare

  • Martinez Jose Luis

    Martinez Jose Luis 29/08/2017 16:07:25

    Votre article est un peu tardif, sur le Terrain, nous avons été mis devant le fait accompli !
    On nous dit c'est comme ça et rien d'autre, pas Content, pas de signature, la Porte est là !
    A près plus de 20 ans de Service, rétrogradation de l'échelon, donc garantie de salaire, plus de possibilité d'évolution, pus d'augmentation de salaire, vu mon âge, probablement jusqu'à ma Retraite, quelle reconnaissance pour le personnel ! J'espere que le SEV, fera ce qu'il faut pour éviter qu'un jour ces garantioes de salaire soient simplement supprimées par notre cher employeur !