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Schiffsleute vom Lago Maggiore demonstrieren in Mendrisio vor Bundesrätin Doris Leuthard

Tessiner Schiffskonsortium bleibt ein Geisterschiff

Das Konsortium für die Schifffahrt im Schweizer Seebecken des Lago Maggiore solle effektiv erst in den nächsten zwei Monaten gegründet werden, kommunizierte gestern das Eidgenössische Verkehrsdepartement – allen bisherigen Ankündigungen zum Trotz. Somit werden die Mitarbeitenden der Langensee-Schifffahrtsgesellschaft NLM womöglich bis Ende Februar warten müssen, bis sie wieder auf den Schiffen arbeiten können. Eine paradoxe Situation: Statt die Schifffahrt zu stärken, wird sie geschwächt!

Konsortium bleibt Geisterschiff: NLM-Mitarbeitende demonstrieren gegen Verschleppung durch das Uvek.

Behörden und Politiker klopften sich auf die Schultern und veröffentlichten schöne Absichtserklärungen. Doch für die Schiffsleute der NLM gibt es vorerst nichts Konkretes: Sie müssen warten, bis sie auf den Schiffen arbeiten können. Mit Empörung haben Personal und Gewerkschaften die gestrige Medienmitteilung des Uvek zur Kenntnis genommen, gemäss der das Konsortium für den Schiffsbetrieb auf dem Lago Maggiore erst "bis spätestens 28. Februar" gegründet werden soll, “nach Lösung der technischen Aspekte und Erhalt der notwendigen Bewilligungen".

NLM-Schiffsleute haben deshalb heute Morgen in Mendrisio an der Eröffnungsfeier für die Linie Mendrisio-Varese die anwesenden Verkehrsminister mit einem Transparent auf die paradoxe Situation aufmerksam gemacht.

Vergeblicher Effort von Sozialpartnern, Kanton und Stadt Locarno

Nachdem die Luganersee-Schifffahrtsgesellschaft SNL sich formell verpflichtet hatte, die zwischen den Gewerkschaften, dem Kanton Tessin und der Stadt Locarno getroffenen Vereinbarungen umzusetzen (das heisst, alle Schweizer NLM-Mitarbeitenden zu übernehmen und ihnen ein Jahr lang den bisherigen Lohn zu bezahlen), hatten die NLM-Angestellten aufgeatmet. Diese lange erhoffte Lösung liess sie wieder zuversichtlicher in die Zukunft blicken.

Unverständliche Verschleppung

Doch die zuständigen Ministerien lassen sich Zeit, vertagen wichtige Entscheide und lassen die Angestellten hängen. Dieses Verhalten verärgert die Betroffenen zurecht und wurde von den Gewerkschaften an der heutigen Demonstration in Mendrisio als beschämend und inakzeptabel verurteilt. Während die einen ihr Möglichstes tun, um die Mindestvoraussetzungen für die Saison 2018 zu schaffen, nehmen sich andere unendlich viel Zeit. Immerhin stammt die Absichtserklärung für die Schaffung des Konsortiums von SNL und NLM schon aus dem Jahr 2016. Wie ist es also möglich, dass es wenige Tage vor Jahresende noch immer ein Dutzend offene Punkte geben soll?

Trotz der vereinigten Anstrengungen von SNL, Kanton, Stadt Locarno und Gewerkschaften ist die Zukunft der NLM-Angestellten somit noch immer nicht klar geregelt, sondern bleibt in der Schwebe wie ein Gespensterschiff in der Nebelbank. Das ständige Aufschieben von Terminen und Abschieben der Verantwortung hat das Vertrauen natürlich erschüttert. Schöne Worte und vordergründiges Lächeln reichen definitiv nicht mehr, um das Personal zu beruhigen, dieses ist äusserst besorgt.

Appell an die Ministerin

Darum haben heute in Mendrisio NLM-Angestellte bei der Eröffnung der neuen Bahnverbindung Mendrisio-Varese demonstriert. Auf dem Bahnsteig mit dem roten Teppich für den Empfang der Politiker – darunter Verkehrsministerin Doris Leuthard, die zusammen mit ihrem italienischen Amtskollegen Graziano del Rio das Konsortium von SNL und NLM angeregt hat – machten die Schiffsleute in Uniform auf ihre schwierige Situation aufmerksam: ein beschämendes, unerträgliches Warten, das die Schifffahrt zu schädigen droht – jene Schifffahrt, die eigentlich gestärkt werden sollte. Denn bis Ende Februar wird im Schweizer Seebecken wohl kein einziges NLM-Schiff mehr verkehren. Das aber wäre es, was es bräuchte: wirklich fahrende Schiffe statt solche, die nur auf dem Papier existieren, statt unerfüllten Absichtserklärungen und leeren Versprechen.

Das Versagen der Minister ist offensichtlich. Solange das Konsortium nicht wirklich steht, fällt es schwer, ihnen noch irgendetwas zu glauben.

Für weitere Auskünfte:

Angelo Stroppini, SEV: 079 479 05 63
Gianluca Bianchi, Unia: 079 786 78 10
Graziano Cerutti, OCST: 078 889 65 60