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Das ZSG-Personal will endlich einen Firmenarbeitsvertrag

Aktion der SEV-VPT-Sektion Zürichsee

Das Personal der Zürichsee Schifffahrtsgesellschaft ZSG hat am 30. Juni die Aktionär/innen darauf aufmerksam gemacht, dass die Verhandlungen über einen Firmenarbeitsvertrag FAV seit vier Jahren auf die lange Bank geschoben werden. An der GV erhielt der Verwaltungsrat die Unterschriften von 69 der rund 95 Mitarbeitenden für den FAV überreicht.

Björn Petersen, Präsident der VPT-Sektion Zürichsee, an der Aktionärsversammlung.

An der ZSG-Aktionärsversammlung in Wollishofen wurde Verwaltungsratspräsident Peter Weber unter «Verschiedenes» gefragt, was es mit der Personalforderung nach einem FAV auf sich habe. Denn in Zürich, Rapperswil und am Versammlungsort hatten die per Schiff anreisenden Aktionär/innen auf Transparenten an den Stegen gelesen: «Das Personal der ZSG will endlich einen FAV». Auf den Schiffen trugen die Mitarbeitenden Mützen mit der Aufschrift «FAV Ja» und verteilten Info-Karten, die den Wunsch nach einem FAV so begründeten: «in der heutigen Arbeitswelt zeugt ein FAV von einer guten Sozialpartnerschaft»; «in naher Zukunft stehen grössere Veränderungen seitens GL und Betrieb an, deshalb strebt das Personal nach der Sicherheit eines FAV»; «weil die ZSG wieder ein attraktiver Arbeitgeber werden soll».

Der Sektionspräsident des VPT Zürichsee, Björn Petersen, erklärte den 323 versammelten Aktionär/innen, dass das Personal seinen Wunsch nach einem FAV bereits vor vier Jahren an die Geschäftsleitung getragen und dass die Direktion vom Verwaltungsrat auch ein Verhandlungsmandat erhalten habe. Doch sie wolle von einem Schiedsgericht und einem Vollzugskostenbeitrag partout nichts wissen, obwohl diese heute in jedem Gesamtarbeitsvertrag üblich sind.

Zum Schiedsgericht erklärte Petersen weiter, dass dieses gegenüber einem ordentlichen Gericht den Vorteil habe, aus Fachpersonen zu bestehen, die die Schifffahrt und das Arbeitszeitgesetz kennen. Zudem versuche der SEV Probleme immer zuerst auf dem Verhandlungsweg zu lösen, bevor er ein Schiedsgericht anrufe.

Zum Vollzugskostenbeitrag merkte Petersen an, dass es einen solchen brauche, weil die Aushandlung, Umsetzung und Kontrolle eines FAV etwas koste, und dass es nicht sein könne, dass nur die Gewerkschaftsmitglieder diese Kosten tragen müssen, wo doch alle von einem FAV profitieren. 

Brief an die GL

Björn Petersen übergab dem Verwaltungsratspräsidenten einen Brief unterschrieben von 69 Mitarbeitenden, was drei Vierteln der Belegschaft entspricht, darunter auch etliche Nicht-SEV-Mitglieder. Das Schreiben fordert die Geschäftsleitung dazu auf, die FAV-Verhandlungen endlich wieder weiter- und zu einem guten Ende zu führen.

Edith Graf-Litscher, Gewerkschaftssekretärin SEV und Nationalrätin, sagte gegenüber kontakt.sev, sie sei stolz auf die Aktion der von ihr betreuten Schiffsleute. «Diese bieten immer wieder Hand für Ausnahmeregelungen im Arbeitszeitbereich, damit der Betrieb aufrechterhalten werden kann. Da ist es an der Zeit, dass das Unternehmen ihren Wunsch nach einem FAV, wie er heute zur Sozialpartnerschaft gehört, ernst nimmt und nicht weiter auf die lange Bank schiebt.»

Ein anderes Unternehmen im Zürcher Verkehrsverbund, die Forchbahn, könne der ZSG inzwischen als Vorbild dienen. Und bei der SZU und der VZO, wo auch schon lange über einen FAV diskutiert wird, habe die Aktion beim Personal viel Anerkennung gefunden. 

Markus Fischer

ZSG-Mitarbeitende am Bürkliplatz in Zürich.