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Mitgliederwerbung

Der SEV setzt einen Effort auf Verkauf und Verwaltung

In diesem Jahr setzt der SEV einen besonderen Effort bei der Mitgliederwerbung beim Verkaufs- und beim Verwaltungspersonal, zwei Branchen, wo der Organisationsgrad tiefer ist als bei Berufsgruppen wie den Zugbegleiter/innen, den Lokomotivführer/innen oder den Rangierer/innen. Das Potenzial neuer Mitglieder liegt in den Tausenden! Dazu kommen jene, die zum SEV zurückfinden.

In den Büros schlummert ein Rekrutierungspotenzial von mehreren Tausend zusätzlichen Mitgliedern.

Die Zahl der Mitglieder des SEV erhöhen, insbesondere bei den Büro- und Verkaufsberufen: Dies ist das grosse Ziel des SEV in diesem Jahr im Bereich der Mitgliederwerbung. In erster Linie im Fokus ist das Verwaltungspersonal, bei dem die Entwicklungsmöglichkeit bedeutend ist. «In den Büros gibt es ein sehr grosses Rekrutierungspotenzial – mehrere Tausend Personen», stellt SEV-Gewerkschaftssekretär Daniel Trolliet fest.

Wer Büroarbeit sagt, meint Computer: Deshalb wird das Internet ein wichtiges Arbeitsinstrument sein. Ein Werbeflyer soll in nächster Zeit bei den betreffenden Mitarbeiter/innen in Bern, Zürich, Basel, Luzern und Lausanne verteilt werden. «Dieser Flyer wird sie auffordern, die Internet-Seite zu besuchen und einen Online- Fragebogen auszufüllen. Es ist das Ziel, zu wissen, welche Themen diese Personalgruppen interessieren und welche Erwartungen sie haben.»

Der VPV Bern hat auch einen Werbeplan für 2010 und die folgenden Jahre ausgearbeitet (siehe Kasten). Diese Sektion allein vertritt tatsächlich mehr als die Hälfte des Verwaltungspersonals der SBB. Ungefähr 900 Mitarbeitende sind Mitglieder des VPV Bern, bei 2500 bis 3000 Personen, die in den verschiedenen Verwaltungsgebäuden in Bern arbeiten.

Zur Sache

Du arbeitest im öffentlichen Verkehr und du weisst genau, was das heisst: Täglich dafür sorgen, dass ein weltweit für seine Qualität bekanntes öV-System funktioniert. Darauf kannst du stolz sein. Du weisst aber auch, dass der Arbeitsalltag nicht immer reibungslos ist, sondern oft geprägt von Hektik und Unsicherheit. Der SEV sorgt dafür, dass du und deine Kolleginnen und Kollegen nicht vergessen gehen. Wir engagieren uns für anständige Arbeitsbedingungen. Das tun wir einerseits zusammen mit dir und anderen direkt an deinem Arbeitsplatz, das tun wir auch, indem wir auch bei der Konkurrenz für anständige Bedingungen sorgen. Als Mitglied des SEV hast du eine Organisation im Rücken, bei der du zusammen mit deinen Arbeitskolleginnen und -kollegen deine eigenen Arbeitsbedingungen mit professioneller Unterstützung mitgestalten kannst. Und wenn du selber ein Problem am Arbeitsplatz hast, kannst du den SEV beanspruchen: Der Berufsrechtsschutz steht dir zur Verfügung. Das ist der SEV, du weisst es genau! Es gibt aber noch Mitarbeitende des öffentlichen Verkehrs, die es nicht wissen. Diese gilt es anzusprechen, ihnen den SEV näher zu bringen und sie zu einem Beitritt zu bewegen. Dabei ist es wichtig, dass du den ersten Schritt machst. Gehe auf sie zu und erkläre ihnen, dass sie im SEV viele Kolleginnen und Kollegen antreffen werden, denen es nicht egal ist, was mit ihnen am Arbeitsplatz passiert. Hilf mit, wirb Neumitglieder und stärke deinen SEV. Ich zähle auf dich!

Giorgio Tuti

Der VPV Bern hat auch einen Werbeplan für 2010 und die folgenden Jahre ausgearbeitet (siehe Kasten). Diese Sektion allein vertritt tatsächlich mehr als die Hälfte des Verwaltungspersonals der SBB. Ungefähr 900 Mitarbeitende sind Mitglieder des VPV Bern, bei 2500 bis 3000 Personen, die in den verschiedenen Verwaltungsgebäuden in Bern arbeiten.

In der Zielgruppe enthalten ist auch das Kader: «Der SEV hat eine Kaderpolitik entwickelt und will weiterhin in diesem Sektor aktiv werben, wo er schon zahlreiche Kader vertritt», erklärt Daniel Trolliet.

Unterschiedliches Profil

Der gegenwärtige schwache Organisierungsgrad des Verwaltungspersonals (zu dem auch die Techniker, die Ingenieure, die Finanzfachleute etc. gehören), erklärt sich zum Teil aus der Veränderung der Herkunft dieser Berufsleute, insbesondere der Kader. Früher kamen sie direkt aus den Reihen der Eisenbahner, was heute nicht mehr der Fall ist: «Die SBB stellen viele Leute ein, die aus der Privatwirtschaft kommen, und wir haben Mühe, sie für die Gewerkschaft zu gewinnen», stellt Daniel Trolliet fest. Zusätzlich haben diese von aussen Kommenden eine andere Ausbildungsart hinter sich, indem sie oft ein Studium absolviert haben statt einer Lehre. «Sie kennen die Welt der Gewerkschaften wenig oder gar nicht», fasst Daniel Trolliet zusammen.

Die betroffenen Personen bekleiden Funktionen, in denen die Arbeit oftmals schwieriger zu quantifizieren ist als in anderen Berufen, sei es in zeitlicher oder qualitativer Hinsicht. Schliesslich denken gewisse Angestellte, sie hätten keine Gewerkschaft nötig. Ein schwerer Fehler für Olivier Barraud, SEV-Gewerkschaftssekretär für die Romandie: «Es ist der SEV, der die Ämterklassifikation aushandelt, und dank uns gibt es Leitschranken, was die Flexibilisierung der Arbeitszeit betrifft. Die Leute, die im Büro arbeiten, haben es uns zu verdanken, wenn sie nicht stärker unter Reorganisationen, Versetzungen und Stellenabbau leiden.

Schlechte Arbeitsbedingungen im Verkauf

Auch im Verkaufsbereich existiert ein grosses Rekrutierungspotenzial (siehe Seite 10). Der Organisationsgrad ist hier verhältnismässig tief, insbesondere bei Teilzeitbeschäftigten, für die der Lohn oft ein Zusatzeinkommen des Ehepaares darstellt. Eine Umfrage, die im letzten Frühling durchgeführt wurde, hat auch gezeigt, dass eine stark steigende Mehrheit des Verkaufspersonals keine Perspektiven der beruflichen Entwicklung sieht (75 % der Deutschschweizer und 88 % der Romands und Tessiner), was vielleicht ebenfalls den schwachen Grad des gewerkschaftlichen Engagements zu erklären vermag.

Die Ausbildung im Unternehmen erzielt ebenfalls schlechte Noten: Weniger als eine von fünf Personen ist damit zufrieden, über die ganze Schweiz gesehen. Das Klima wird bei den Romands sogar noch schlechter beurteilt, bei den Deutschschweizern etwas besser. Auch die Angriffe von Kundenseite zählen zum Strauss der Arbeitserschwernisse: 40 % der Befragten in der Deutschschweiz nennen die Kundschaft als «negatives» Element, in der Romandie und im Tessin ist dieser Anteil sogar noch etwas höher.

Die Gewerkschaft sucht aktiv Kontaktpersonen im Verkauf. «Gewöhnlich sind es die in der Ebene tätigen Engagierten, die am besten werben », erklärt Olivier Barraud als Beweggrund.

An der Basis sind es tatsächlich die Sektionen, die sich um die Werbearbeit kümmern – auf Wunsch unterstützt durchs SEV-Zentralsekretariat: «Gewöhnlich beanspruchen uns die Sektionen nicht genügend. Manchmal bitten sie uns, den SEV anlässlich einer Sitzung vorstellen zu kommen, aber sie bestellen vor allem Material. Grundsätzlich sollten die Sektionen immer einen Werbeverantwortlichen im Vorstand haben.

Darüber hinaus ist der Erfolg der Werbeanstrengungen vor allem von der Motivitation des Vorstandes und der engagierten Mitglieder abhängig.

Eine Untersuchung des SEV hat es letztes Jahr erlaubt, die gewerkschaftlichen Aktivitäten jeder Sektion aufzulisten. Alle haben einen Fragebogen ausgefüllt mit verschiedenen Fragen wie: «Sind alle Vorstandsposten besetzt?», «Welche Aktivitäten schlagt ihr den Mitgliedern vor?», «Wie viele Mitglieder habt ihr?», «Wie viele Leute könnt ihr mobilisieren, wie viele erreicht ihr mit den Informationen? » Die Umfrage hat ergeben, dass manche Sektionen eine sehr gute Mobilisierungsfähigkeit haben – ungeachtet ihrer Mitgliederzahl – während sich in andern vor allem der Vorstand engagiert. Man stellt auch fest, dass die KTU-Sektionen aktiver sind, weil sie seit längerer Zeit von der Unterstützung eines Gewerkschaftssekretärs profitieren können.

Bei den Berufskategorien der SBB-Produktion (Zugbegleiter/ innen, Lokomotivführer/ innen, Bahnbetriebsdisponent/ innen, Rangierer/ innen) bleibt der Anteil der SEV-Mitglieder ausgezeichnet, mit einer Einschränkung bei den Lokomotivführer/innen, von denen ein Teil bei der Konkurrenzgewerkschaft Mitglied ist: «Die Leute denken oft, dass der VSLF kämpferischer ist, aber bei der Streikdrohung Ende 2006 hat der VSLF den Konflikt gescheut und Verhandlungen gewünscht. Die Fakten zeigen uns, dass die Leitung des VSLF weicher ist als jene des SEV. Sie bellt nur, während der SEV für seine Mitglieder kämpft!», stellt Olivier Barraud fest.

Dieser Aspekt des Kampfwillens ist nicht zu vernachlässigen, weil er es auch erlaubt, ehemalige Mitglieder erneut anzuziehen, wie das Beispiel der tl in Lausanne zeigt (siehe nebenstehenden Text).

Hélène Koch / pan